Immer wieder gibt es die gleichen Scherze. Die Geschichte des Smartphones, ist die Rückentwicklung des Menschen. In manchen Punkten ist das gar nicht einmal so verkehrt. Beobachten wir die Menschen im Öffentlichen Raum, sehen wir sie gebeugt in der Gegend herumlaufen, mit einem fast starren Blick auf das Handydisplay. Ob auf der Straße, im Bus, in der Bahn, sogar im Supermarkt. Es scheint beinahe so, als könnten sie sich nicht mehr von dem Gerät trennen. Einige geben sogar an, dass sie das Smartphone 24 Stunden am Tag stets in ihrer Nähe haben. Selbst Schulkinder verlassen sich so sehr auf das smarte Gerät, das sie im Unterricht nur noch gelangweilt reagieren. Wo liegt Peru oder was ist die Hauptstadt von Kanada? Viele Schüler sind der Ansicht, dass es einfacher ist, das kleine smarte Gerät zu befragen, als diese Antworten auswendig zu lernen.
Dass unser Smartphone eines Tages unser Leben so massiv bestimmen und in gewisser Hinsicht auch einschränken würde, wusste man vor 30 Jahren noch nicht. Zu der Zeit, als die Entwicklung des Mobiltelefons begann, gab es einfach nur einen großen, sehr schweren Knochen. Kurzmitteilungen gab es nicht, auch WhatsApp und Co. waren natürlich noch Fremdworte. Die Telefonminute konnte unser Leben ruinieren. Spätestens dann, wenn wir am Ende des Monats die Rechnung bekamen. Eine Flat-Rate? Ein Begriff, den damals niemand kannte.
30 Jahre Smartphone
Fast 30 Jahre gibt es nun die mobilen Telefone. Natürlich waren sie zu Beginn nicht wirklich smart. Das IBM Simon von 1992 war aber das erste Gerät mit einem richtigen Touchdisplay und sogar einem Adressbuch. So schwer und groß wie ein Stein und mit einer so geringen Akkukapazität, das wir kurz nach dem Gespräch schon nicht mehr erreichbar waren.
Dann kamen die ganzen Kulthandys. Zuerst das Toshiba Camesse, das in Japan zum Kult wurde. Mit der ersten Kamera! Die Japaner wunderten sich nun aber, dass sie auf den Aufnahmen wie Aliens aussahen. Die Qualität war damals einfach nur schlecht. In Deutschland kamen die Kulthandys von Nokia auf den Markt. Davor das Sharp GX30, das erste Handy mit einer 1-Megapixel Kamera. Kurz darauf betraten Apple und Google den Markt und veränderten alles.
Abhängigkeit immer größer
Wer auf den Öffentlichen Nahverkehr angewiesen ist, kommt ohne Smartphones kaum noch aus. Bus und Tram haben ihre Ticketautomaten weiter reduziert. Die Sonderpreise gibt es oft nur per App. Das gleiche gilt für das Bahnticket.
Das Smartphone wurde zum Kult aufgebaut. Es erleichtert unser Leben, der Preis dafür ist aber hoch. Eine ständige Erreichbarkeit. Wir senden SMS-Mitteilungen für jede Nichtigkeit, versuchen keine Nachrichten zu verpassen und schauen jeden Tag 88 Mal auf das Display. Eine Studie legt offen, das sich die meisten Menschen im Schnitt 6 Stunden am Tag mit dem Smartphone beschäftigen. Die meisten sind so abhängig, dass sie ohne das Gerät gar nicht aus dem Haus gehen. In ein paar Jahren könnten die Pläne zur Abschaffung von Bargeld ernst werden. Spätestens dann, sind wir fast vollständig abhängig vom dem smarten Teil, das uns nicht nur abhängig macht, sondern auch alle wesentlichen Informationen sammelt.
Autor: Stephen Benoit
Freiberuflicher Texter, langjähriger Befürworter alternativer Arbeitsvereinbarungen und der Gig Economy mit jahrelanger Erfahrung in der Arbeit außerhalb des üblichen Unternehmensumfelds.
Aussagen des Autors und der Interviewpartner geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.