Der Russland-Ukraine-Krieg, unterbrochene Lieferketten und die Inflation haben derzeit starke Auswirkungen auf unsere Wirtschaft.
Eine Rezession ist erreicht, wenn die Nachfrage und Ausgaben zu groß sind und Wirtschaft rückläufig wird. Sie kann durch verschiedene Ereignisse ausgelöst werden, wie z.B. einer Finanzkrise, einem Handelsschock oder dem Platzen der Wirtschaftsblase. In den USA ist die Rezession bereits eingetroffen. Auch in einigen anderen Ländern stagniert die Wirtschaft und wächst nicht weiter an. Steht nun auch der DACH-Region eine Rezession bevor? Mit welchen Folgen muss man rechnen? Werden wir wirklich in eine Rezession gleiten? Und wie kann das vielleicht in letzter Sekunde noch verhindert werden?
Der aktuelle Stand
Zu Beginn des Jahres hat sich die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten erheblich verkleinert. Das bedeutet, dass sie sich nun in einer Rezession befinden. Solange, bis die Wirtschaft wieder ansteigt. Auch in vielen anderen Ländern auf der Welt stagniert aktuell die Wirtschaft. Darunter auch die Schweiz, Österreich und Deutschland. Die Schweiz ist zwar von der Gasversorgung nicht so abhängig von anderen Ländern wie Deutschland, trotzdem treffen auch diesen Staat Unterbrechungen in den Lieferketten und steigende Rohstoffpreise. Österreich hat sogar 80 % des Gases aus Russland importiert. Dort besteht aktuell die Schwierigkeit u.a. darin, neue Zulieferer zu finden.
Auslöser sind an erster Stelle die Pandemie sowie die Kriegssituation und die damit einhergehenden Veränderungen. Es gibt aktuell Lieferschwierigkeiten und die Inflationsrate ist bereits deutlich angestiegen. Mit 7,9 % liegt sie im Mai dieses Jahres so hoch wie in den letzten 50 Jahren nicht mehr. In Europa ist die Rate sogar noch höher: Sie beträgt aktuell 9,8 %. Wenn es ein so großes Land wie die USA bereits getroffen hat, ist es nicht verwunderlich, wenn bald noch mehr Länder in die Rezession folgen werden.
Die Folgen
Die ersten Folgen der starken Inflation haben uns schon erreicht: weniger Verfügbarkeiten der Produkte und höhere Preise. Insgesamt steigen die Lebenshaltungskosten für alle Menschen. Zudem wirkt sich die Inflation negativ auf Importe und Exporte aus. Wenn sie sich nicht stoppen lässt und Lieferketten weiterhin unterbrochen werden, werden große Teile der Industrie zum Erliegen kommen. Schon jetzt haben einige Menschen ihre Arbeitsplätze verloren. Bei einer Rezession würde die Zahl noch weiter ansteigen und die Arbeitslosenrate damit erhöhen. Mit weniger Verdienst können die Menschen nicht mehr so viel kaufen. Schlussendlich würde sich die hohe Nachfrage also wieder verringern.
Maßnahmen sind nötig
Äußerungen von Politikern zeigen, dass es bisher keine Lösung gibt. Den Menschen zu raten, sie sollen Kerzen anstatt Strom verwenden und kalt duschen ist unverantwortlich. Vor allem mit Blick auf den anstehenden Winter sind diese Maßnahmen schlichtweg unmöglich. Deswegen müssen richtige Lösungsvorschläge her und Maßnahmen ergriffen werden. Denn nur so kann die Inflation gestoppt und einer Rezession entgegengewirkt werden.
Einerseits können die Sanktionen aufgehoben werden. Andererseits kann die Wirtschaft angekurbelt werden. Das kann man erreichen, indem beispielsweise die Mehrwertsteuer für Lebensmittel gesenkt oder eine Obergrenze für Benzin und Strom festgelegt wird. Zudem wurde der Leitzins bereits auf 0,5 % erhöht. Folglich sollen Kredite teurer und unattraktiver für Unternehmen sowie Privatpersonen werden. Das Geld kann demnach wieder an Wert gewinnen. Als Letztes sollte man damit beginnen, Gastgewerbe und Gesundheitsversorgung mehr zu unterstützen. Denkbar und gut umsetzbar wäre die finanzielle Unterstützung für Fachausbildungen und Sprachkurse. So können weitere Fachkräfte aus anderen Ländern ausgebildet werden und die freien Arbeitsstellen füllen.
Aussicht: Rezession ja oder nein?
Die aktuelle Situation zeigt, dass es höchste Zeit ist, Maßnahmen zu ergreifen. Es wird nicht mehr lang dauern und die Wachstumsstopps werden zu Rückläufen und somit in eine Rezession abgleiten, wie in den USA. Ob sich eine Rezession jedoch wirklich noch in letzter Sekunde vermeiden lässt, ist sehr unwahrscheinlich.
Insgesamt wird es eine ganze Weile dauern, bis die Folgen von Corona-Pandemie und dem Russland-Ukraine-Krieg beseitigt sind. Im schlimmsten Fall könnten uns sogar noch mehr negative Ereignisse treffen. Denn auch mit dem aktuellen Weltgeschehen in Form von Pandemie und Krieg hat wahrscheinlich niemand vorher gerechnet.
Autor:
Asim Qajani ist Verwaltungsrat und CEO von Green Capital und Beteiligungen AG und hat besondere Expertise im Bereich Finanzen und Investments. Die Firma investiert in kleine, mittelständische und große Unternehmen und verhilft diesen über die Hürden der Nachfolge.
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Bildquelle Green Capital
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