Freitag, November 22, 2024
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StartFinTechStrategie schlägt Impuls: Das richtige Timing beim Anlegen

Strategie schlägt Impuls: Das richtige Timing beim Anlegen

Aktien-Anleger, die sich in Market Timing versuchen, um den perfekten Kauf- und Verkaufszeitpunkt zu treffen, verschenken in der Regel eine Menge Rendite. Das Gleiche gilt auch für Anleger, die mit ETFs einen Vermögensaufbau anstreben, wie eine Fallstudie der digitalen Vermögensverwaltung Ginmon zeigt.

Aktuelle Markteinschätzung von Lars Reiner, Gründer und Geschäftsführer von Ginmon

Die Energiepreise verharren auf extrem hohem Niveau, die Inflationsrate ist hierzulande im September auf 10,0 Prozent gestiegen, die Lieferketten sind immer noch brüchig und der Wirtschaftsmotor läuft auch alles andere als rund – laut dem Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute dürfte das BIP in Deutschland im dritten Quartal um 0,2 Prozent nachgeben, im vierten Jahresabschnitt um 0,6 Prozent und im ersten Quartal 2023 um 0,4 Prozent.

Dass der DAX seit Jahresbeginn um rund 20 Prozent nachgab und viele Anleger verunsichert und nervös sind, überrascht daher nicht wirklich. So stieg der VDAX New – er misst die implizite Volatilität für den DAX auf Sicht der kommenden 30 Tage – in den vergangenen zwölf Monaten von etwa 15 auf aktuell rund 28 Punkte an, dies entspricht einem Anstieg um rund 75 Prozent. 

Problematisch ist dies vor allem auch deshalb, weil viele Anleger insbesondere in solch unsicheren Zeiten zu Market Timing neigen, also durch gezielte Käufe und Verkäufe von Aktien versuchen, ihr Portfolio selber zu optimieren. Aber: Verlässlich in die Zukunft blicken, kann niemand. Und so ist es auch keine allzu große Überraschung, dass Anleger in der Regel daran scheitern, den perfekten Kauf- beziehungsweise Verkaufszeitpunkt zu erwischen, das zeigen Studien immer wieder. 

Doch welche Konsequenzen müssen ETF-Anleger hinnehmen, die der Versuchung nicht widerstehen können und sich in Market Timing versuchen? Wie fällt deren Rendite im Vergleich zu jenen ETF-Anlegern aus, die einen weniger impulsiv gesteuerten Vermögensaufbau anstreben und ihrer einmal gewählten Strategie treu bleiben? 

So fällt die Performance im direkten Vergleich aus

Wir von Ginmon wollten es genau wissen. Im Rahmen einer Fallstudie mit echten Kundendaten haben wir Ginmon-Kunden, die keine Änderungen ihrer einmal gewählten Strategie vornehmen, mit jenen Ginmon-Kunden verglichen, die ihre ursprünglich gewählte Strategie im Beobachtungszeitraum selbstständig ändern und / oder Einzahlungen beziehungsweise Auszahlungen vornehmen.

Ausgangslage war, dass alle untersuchten Ginmon-Kunden mit der Anlagestrategie „invest 7“ starteten. Die Ginmon-Strategie „invest 7“ investiert zu rund 64 Prozent in Aktien-ETFs, 26 Prozent fließen in Anleihe-ETFs und 4 beziehungsweise 6 Prozent werden in Rohstoff-und Immobilien-ETFs angelegt. „invest 7“ stellt bei Ginmon-Kunden die beliebteste Strategie dar. 

Wie sehr eine erhöhte Aktivität – also Einzahlungen, Auszahlungen und Strategieänderungen – die Rendite reduziert, zeigt die Grafik „Performance im Vergleich“; dort ist die Entwicklung der Strategie Ginmon „invest 7“ und des durchschnittlichen Ginmon-Market-Timing-Kunden dargestellt – und zwar vom 19. März 2016 bis zum 15. August 2022. Der hellrot schaffierte Bereich gibt die Anzahl der durchschnittlichen Aktivitäten pro Kunde pro Monat an. 

Die Grafik zeigt deutlich, dass Ginmon-Kunden, die sich selbstständig in Market-Timing versuchten, eine deutlich geringere Rendite erzielten als Anleger, die keine Änderungen der Strategie „invest 7“ vorgenommen haben. Während die Ginmon-Strategie „invest 7“ im genannten Zeitraum auf eine Rendite von gut 48,2 Prozent kommt, erzielte der durchschnittliche Market Timing-Kunde lediglich ein Plus von rund 9,6 Prozent. Summa summarum beläuft sich der Renditeunterschied somit auf stattliche 38,6 Prozent. Für die aktiven Ginmon-Kunden wäre es also deutlich besser gewesen, nichts zu tun.

Hin und her macht die Taschen leer

Die Analyse offenbart noch eine weitere spannende Korrelation. Immer dann, wenn es an den Märkten besonders turbulent zuging, haben die Market Timer gegenüber dem Musterportfolio „invest 7“ vergleichsweise kräftig an Boden verloren. Besonders deutlich wird dies in der Phase des Corona-Crashs Anfang 2020. Allein in diesem kurzen Zeitraum wuchs der Renditeunterschied der beiden untersuchten Portfolien um über 16 Prozentpunkte. Aber auch in den zuletzt recht herausfordernden Börsenwochen hat das Market Timer-Portfolio nochmals signifikant schlechter abgeschnitten als das Musterportfolio. 

Anstatt gerade in schwierigen Marktphasen die Ruhe zu bewahren und die Verluste „auszusitzen“, neigt der durchschnittliche Market Timer offenbar dazu, sich von der Nervosität an der Börse anstecken lassen, seine Aktivitäten zu erhöhen und somit in der Regel weiter an Boden zu verlieren. So zeigt die Grafik „Aktivitätsindex Market Timer“, dass der durchschnittliche Ginmon-Kunde, der Market Timing betrieben hat, sowohl rund um den Corona Crash als auch im Frühjahr 2021 recht aktiv war – beides Zeiträume, in denen sich die Renditedifferenz zum Ginmon-Musterportfolio vergleichsweise stark erhöhte.

Und, was sich noch zeigt: Im Zeitverlauf hat die Aktivität im durchschnittlichen Market Timer-Depot von rund 0,3 Aktivitäten pro Monat und pro Kunde im Jahr 2017 auf einen Jahresdurchschnitt von einer Aktivität in 2021 und 2022 sukzessive zugenommen – und dies ganz offensichtlich nicht zum Vorteil der aktiven Kunden. 

ÜBER DEN AUTOR

Lars Reiner ist Gründer und Geschäftsführer der digitalen Vermögensverwaltung Ginmon aus Frankfurt am Main. Zuvor war der studierte Finanzexperte als Managementberater bei der Deutschen Bank tätig. Dort leitete er verschiedene Projekte, unter anderem im Bereich des Privatkundengeschäft. Als Gründer und Vorstand des Goethe Investment Fund war Lars Reiner zudem für die Ausarbeitung von wissenschaftlichen Anlagemodellen für das Stiftungsvermögen der Goethe-Universität Frankfurt a.M. verantwortlich.

Quelle newskontor GmbH

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