Michael Stausholm von SproutWorld blickt positiv auf das Jahr 2023
Hohe Inflation, Energiekrise, Konjunkturabschwung – Eine Vielzahl von Faktoren macht es schwierig, positive Prognosen für das gerade erst begonnen Jahr zu treffen. Michael Stausholm, CEO und Gründer von SproutWorld, dem dänischen Unternehmen, das pflanzbare Stifte und Make-up-Liner herstellt, sieht dennoch viele positive Entwicklungen: weniger Tabus, mehr Flexibilität, umweltfreundlichere Energie und die Konzentration auf das Wachstum eines Unternehmens anhand anderer Parameter als nur des Gewinns.
Nachhaltigkeit wird zur obersten Geschäftspriorität
Wir haben genug Beweise dafür gesehen, dass der Klimawandel nicht mehr aufzuhalten ist und dass wir dringend handeln müssen. Auch in Unternehmen. Die Rolle des Chief Sustainability Officer verändert sich. Vor Jahren gab es in vielen Unternehmen noch keine solche Position, damals lag der Schwerpunkt auf dem Chief Marketing Officer und dem Chief Technology Officer. Jetzt braucht jedes Unternehmen einen fähigen CSO, der dafür sorgt, dass das Unternehmen planvoll und kontinuierlich auf nachhaltigere Praktiken hinarbeitet.
Zeigen Sie mir …… die Zertifizierung!
„Zeigen Sie mir die Zertifizierung“ – Das ist eine der häufigsten Anliegen unserer Kunden, wenn wir sagen, dass unsere Bleistifte aus zertifiziertem Holz hergestellt sind. Oder, dass wir das Thema Nachhaltigkeit ernst nehmen. Worte sind nur Worte, aber Zertifizierungen sind Beweise. Letztes Jahr wurde der Begriff „Greenwashing“ zum Mainstream und viele Medien begannen, sich mit den grünen Behauptungen von Unternehmen und Organisationen zu befassen. Wenn Sie zum Beispiel sagen, dass Ihr Produkt klimafreundlicher ist als andere, müssen Sie dokumentieren, was Sie mit „mehr“ meinen und wer die anderen sind. Kümmern Sie sich um alle Schritte in Ihrer Lieferkette und seien Sie immer bereit, eine Dokumentation vorzulegen. Es ist zeitaufwändig und kostspielig und dennoch unerlässlich!
Veränderung der Mentalität von Unternehmern und Investoren
Ich habe einen Wandel in der Art und Weise beobachtet, wie Investoren und Unternehmer Erfolg betrachten, und dieser Trend wird sich in diesem Jahr noch verstärken. Es geht nicht mehr nur um die Schaffung von Wohlstand um jeden Preis. Stattdessen sind viele inzwischen bereit, Geld und Gewinne zu opfern, um im Gegenzug eine Vorbildfunktion in Bezug auf
Arbeitsbedingungen, nachhaltige Produktion und Versand zu übernehmen. Teil eines Unternehmens zu sein, das etwas Besonderes für seine Mitarbeiter tut oder dem Planeten etwas zurückgibt, ist wichtiger als die Erzielung maximaler Gewinne.
Das Gehalt allein ist nicht genug
Demotivation, Überdruss, innerliche Kündigungen und die Suche nach dem Sinn des Berufs sind in der westlichen Welt immer häufiger anzutreffen. Zumindest ist es weniger ein Tabu, offen darüber zu sprechen. Mein LinkedIn-Feed ist überschwemmt von Menschen in hohen Positionen, die ihren Job kündigen, ohne einen neuen zu haben, oder ein Sabbatjahr einlegen, um der Routine zu entfliehen und ihr (Arbeits-)Leben neu zu überdenken. Eine der Auswirkungen der Covid-Jahre, nehme ich an.
Vor allem die jüngere Generation ist weniger resistent gegen ein schlechtes Arbeitsklima, Machtdemonstrationen ihrer Vorgesetzten oder mangelnde Flexibilität. Laut einer aktuellen Umfrage von McKinsey will jeder dritte Arbeitnehmer in Deutschland kündigen. Diese Zahlen sind für Arbeitgeber alarmierend und machen deutlich, dass das Vorgesetzenverhalten und Mitarbeiterklima zur Entlohnung/Gehalt in Puncto Anreize für Arbeitnehmer aufgeschlossen haben.
Unternehmen experimientieren mit sozialen Medien
Wir haben einen Niedergang der ehemaligen Platzhirsche der sozialen Medien erlebt, und das wird sich 2023 fortsetzen. Es gibt eine große Neugier und eine steigende Nachfrage nach dezentralen sozialen Netzwerken – vor allem in Europa. Während Facebook und Instagram lange Zeit die unangefochtene Nummer eins waren, drängen immer mehr Netzwerke auf den Markt und differenzieren ihn immer weiter aus. TikTok ist mit einer Milliarde monatlich aktiver Nutzer immer noch das am schnellsten wachsende soziale Medium und ist damit auch für Unternehmen eine attraktive Plattform.
Letztes Jahr haben wir ein SproutWorld- Konto auf TikTok eingerichtet, und in nur vier Wochen haben wir 100.000 Follower erreicht. Einige unserer Videos wurden bis zu 12 Millionen Mal angesehen, was definitiv dazu beigetragen hat, den Verkauf anzukurbeln, insbesondere in den USA. Ich denke, dass 2023 das Jahr sein wird, in dem Unternehmen mit mindestens einer neuen Social-Media- Plattform experimentieren werden, da es immer schwieriger wird, die Zielgruppe auf organische Weise zu erreichen.
Dezentrale, umweltfreundlichere Energie
Der russische Krieg gegen die Ukraine hat uns zu denken gegeben: Warum Strom und Wärme von weit entfernten Kraftwerken kaufen, wenn man seine eigene Energie auf dem Dach des Büros, des Hauses oder zusammen mit den Nachbarn produzieren kann? Vor allem in sonnenreichen Regionen breitet sich das Konzept der virtuellen, dezentralen Solarkraftwerke aus.
Unternehmen planen bereits, ganze Gemeinden unabhängig und sogar günstiger mit Strom zu versorgen, als es zentralisierte Stromversorger könnten. Auch in Europa beginnt sich die Idee zu etablieren, indem sich Energiegemeinschaften bilden. Dies ist ein sehr positiver Trend, der vor einem tragischen Hintergrund in Gang gesetzt wurde.
Autor: Michael Stausholm
Bildquelle SproutWorld
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