Ein sehnsuchtsvoller Blick aus dem Fenster. Wie schön wäre es, dazwischen mal für ein paar Minuten dem unendlichen Online-Marathon zu entkommen. Im analogen Büroalltag gab es wenigstens noch Pausen, in denen man in der Kaffeeküche spontan ein paar Worte mit Kolleginnen oder Kollegen wechseln konnte.
Virtuell klickt man sich irgendwie nur noch von einem Termin in den nächsten …
Von Bewegung und Pausen keine Spur!
Das lange Sitzen verkürzt die Hüftbeuger, welche ihren Namen nicht mehr verdienen. Auch die Knie befinden sich in ständiger Beugung, wodurch sich Muskelpartien an Ober- und Unterschenkel zurückbilden. Die stundenlange leicht geneigte Haltung nach vorne drängt die Lungen in Sparposition. Klingt irgendwie nach einer biologischen Verschrottung in Raten.
Nicht erst seit dem Einzug der virtuellen Arbeit gehen, unabhängig ob im Büro oder im Homeoffice, immer mehr gesundheitliche Aspekte verloren. Dabei arbeiten wir im hypermodernen Zeitalter oft mit allem, was für ein gesundes Leben notwendig ist. Eine Pulsuhr zählt jeden Schritt und erinnert uns regelmäßig daran, dass wir eine Pause machen und uns bewegen sollten. Die Flasche Wasser (inkl. Trink-App) steht trinkbereit neben dem Bildschirm – oft am Abend noch gefüllt.
Besonders im Online-Kontext herrscht vielfach die Meinung, dass man zwei oder drei Stunden mal eben absitzen könne, schließlich mache man anschließend ja Pause. Aber ist dem wirklich so?
Die Erfahrung zeigt, dass sehr viele Mitarbeitende ununterbrochen im Online-Einsatz sind und die Pausen lediglich darin bestehen, sich ab und zu den nächsten Kaffee zu holen, oder eben zu der vorgeschriebenen Zeit des Arbeitgebers in die offizielle Mittagspause zu gehen. So ist und wird die Suche nach vielen kleinen Bewegungs- und Dehnungsfugen immer wichtiger, in denen sich regelmäßig kurze Übungen und aktive Sequenzen einbauen lassen.
Wertvolle Bewegungsmomente – gerne gemeinsam
Die Arbeit am Bildschirm ist komprimiert, intensiv und einseitig. Schnell stellt sich eine gewisse passive Konsumhaltung ein. Beim ständigen Blick auf geteilte Folien ist bereits nach 10 bis 15 Minuten die Aufnahmefähigkeit eingeschränkt. Hier empfiehlt es sich, nach einigen Info-Grafiken über eine Frage oder eine Bewegungsübung die Anwesenden wieder in die aktive Teilnahme zu bringen. Das stärkt zudem das Gemeinschaftsgefühl und den Teamgeist.
Wer dabei die Übungen vorgibt, kann abwechselnd verabredet werden. Dabei reicht es schon, zusammen bewusst den Kopf zu kreisen, die Schultern lang nach hinten zu ziehen und dabei tief und ruhig zu atmen. Die Arme reagieren mit einem erlösenden kleinen Knistern in den Faszien, wenn sie nach oben gestreckt werden, während sich die Finger mit den Handflächen gefaltet zur Decke recken.
Wohltat für müde Bildschirm-Augen
Auch für die Augen gibt es kleine Bewegungsmomente, die in den kurzen Pausen sehr gerne angenommen werden. Die ständige Fokussierung der Bildschirminhalte strengt vor allem unsere Augen sehr an und führt häufig zu Brennen und Jucken bis hin zu starker Augentrockenheit. Der Markt wird mittlerweile geradezu überflutet von entsprechenden Präparaten, um den akuten Bedarf bildschirmgeplagter Sehorgane zu decken. Die beginnenden ernsten Augenleiden werden einfache Übungen sicher nicht stoppen, jedoch tragen sie merklich dazu bei, die weitere Arbeit am Bildschirm besser bewerkstelligen zu können.
Neben regelmäßigem Blinzeln, sind dies beispielsweise leichte Sequenzen, in denen die Augen die Tastatur abwandern oder nach und nach die Ecken des Bildschirms erfassen. Eine kurze Ansage dazu von einer Person aus dem Teilnehmerkreis ist hilfreich. Das gemeinsame Nachmachen der Übung bei eingeschalteter Kamera ist in fachlich sehr fokussierten Meetings meistens eine gelungene und sehr unterhaltsame Abwechslung.
In Verbindung bleiben … funktioniert auch ohne Bild!
In längeren Pausen bietet es sich durchaus an, Bild und Ton auch einmal komplett abzuschalten. Um weiterhin mit der Gruppe in Verbindung zu bleiben, eignen sich kleine Aufgaben, über die in der Pausenzeit nachgedacht wird. Dazu können die Anwesenden aufgefordert werden, nach der Pause einen bestimmten Gegenstand zu einem vorher festgelegten Thema mitzubringen.
Nicht selten schafft es die eine oder andere Pausenübung aus dem virtuellen Kontext hinüber in die reale Welt. Die Notwendigkeit ist auf jeden Fall gegeben – wir alle brauchen heute in unserer digitalen Zeit viel öfter eine schöne Herausforderung zum kreativen zwischenmenschlich Denken und Tun.
Autor
Petra Motte ist Trainerin, Beraterin, Coach und Mediatorin. In Südostasien sammelte sie 10 Jahre internationale Erfahrungen, die sie auf Konzern- und Unternehmensebene einbringt. Prozessoptimierung, Change-Management, virtuelle Entwicklung, interkulturelle Fragen – Petra Motte sind die Menschen wichtig, die hinter den Zahlen stecken
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder