Nach einem langen Auf und Ab wurde das EU-Lieferkettengesetz im Frühjahr nun doch noch beschlossen.
Damit rückt das Thema Nachhaltigkeit entlang der gesamten Lieferkette noch mehr in den Fokus. Denn in Deutschland gab es auch vor der EU-Initiative schon ein Lieferkettengesetz, die europäische Variante wurde nun aber schärfer formuliert. Für deutsche Unternehmen gilt es, den gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich Nachhaltigkeit und Transparenz gerecht zu werden. Ohne einen Digitalisierungsschub scheint dies kaum möglich. Doch woran scheitert es noch und worauf kommt es nun an?
Die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD), besser bekannt als EU-Lieferkettengesetz, sorgte für kontroverse Diskussionen. Für die einen ist es eine längst überfällige Maßnahme um für mehr Transparenz, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit im globalen Handel zu sorgen, andere sehen darin Wettbewerbsnachteile für europäische Wirtschaftstreibende und neuerliche bürokratische Belastungen. Die Richtlinie verpflichtet Unternehmen dazu, ökologische und soziale Risiken entlang ihrer Lieferkette zu identifizieren und vermeiden. Sie zielt auf die Förderung nachhaltiger Geschäftspraktiken und die Minimierung von Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden ab. Das EU-Gesetz ist jedenfalls strenger als das bereits zuvor bestehende deutsche Lieferkettengesetz, in welchem beispielsweise ausgeschlossen ist, dass Unternehmen für die Verletzung von Sorgfaltspflichten haftbar sind.
In der Beschaffung steigen die Anforderungen
Fest steht: Unternehmen müssen Wege finden, den Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes nachzukommen. Eine vollständige Erfüllung sämtlicher Auflagen und Notwendigkeiten ist nur dann möglich, wenn sich Firmen gut aufstellen und entsprechend investieren, denn der gesamte Prozess nimmt viel Zeit und Ressourcen in Anspruch.
CSR-Berichterstattung: Zögern trotz Mehrwert
Daten rund um Nachhaltigkeit zu erheben und damit das eigene Handeln zu untermauern wird für Unternehmen immer wichtiger. Die gesetzlichen Vorgaben, allen voran die seit Anfang 2023 bestehende EU-CSRD-Richtlinie, spielen eine wichtige, aber nicht ausschließliche Rolle. So zeigt beispielsweise der Sustainability Transformation Monitor 2024 der Bertelsmann Stiftung, dass zwei Drittel der befragten Unternehmen in der Nachhaltigkeits-Datenerhebung die Chance erkennen, die eigene Organisation weiterzuentwickeln.
Für die neuen Pflichten bereit fühlt sich jedoch nur rund ein Drittel. Die noch zögerliche Bereitschaft vieler Unternehmen bei der Datenerhebung ist in gewisser Weise erwartungsgemäß. Bei einer doppelten Wesentlichkeitsanalyse werden typischerweise zwischen 100 und 120 KPIs ermittelt, was ungefähr 300 bis 400 relevante Datenpunkte bedeutet. Es braucht eine enge Zusammenarbeit mit sämtlichen Lieferanten, ihre Bereitschaft zur Datenübermittlung und die Einrichtung geeigneter Plattformen oder Schnittstellen für den Datenaustausch. Darüber hinaus sind präzise CO2-Fußabdruckberechnungen nur möglich, wenn die Stammdatenqualität gewährleistet ist.
Digitalisierung als Unterstützung am Rohstoffmarkt
Die Datenerhebung ist ein wichtiger Aspekt in der Beschaffung, ein für viele Betriebe sehr dringliches Thema ist darüber hinaus die angespannte Situation bei den Rohstoffen in der Beschaffung. Um mit beispielsweise volatilen Preisen, oder Rohstoffknappheit besser umgehen zu können, spielt Digitalisierung eine wesentliche Rolle. Durch die Integration von Echtzeitdaten in die Beschaffungsprozesse können Unternehmen exakte Rohstoffindizes abbilden und deren Auswirkungen auf die Stücklistenkosten in Echtzeit simulieren. Darüber hinaus werden disruptive Ereignisse in den Lieferketten automatisch in die Beschaffungsplanung integriert. Dies ermöglicht es Unternehmen, flexibler zu reagieren und Engpässe zu vermeiden.
Nachhaltigkeit und Digitalisierung vereinen
Um den Anforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit mit Digitalisierung zu begegnen, legen wir Unternehmen die SAP-Lösung Ariba ans Herz. Mit SPA Ariba Risk steht ein Modul zur Verfügung, dessen Ausrichtung genau auf die Anforderungen an die Nachhaltigkeit abzielt. Ein großer Mehrwert ergibt sich daraus, dass das SAP Business Netzwerk das größte globale B2B-Netzwerk ist und somit der Löwenanteil der Lieferantenbasis erreicht werden kann. Mit dem neuen Sustainability Control Tower stellt SAP auch eine Lösung zur Verfügung, um alle ESG-Daten, (Environmental Social Governance, also Informationen betreffend Umwelt- und Sozialbewusstsein eines Unternehmens, sowie verantwortungsvolle Unternehmensführung), zusammenzuführen und so ganzheitliche Entscheidungen treffen, Maßnahmen setzen und diese nachverfolgen zu können.
Über die Autoren: Susanne Wagner ist Executive Manager, Ralph Hödl ist Senior Consultant und Michael Kern ist Principal für Spend Management bei CNT Management Consulting.
Bildquelle CNT Management Consulting
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