Montag, November 18, 2024
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Harris im Weißen Haus?

Eine Präsidentschaft von Kamala Harris steht für Kontinuität, weniger Ungewissheit und wahrscheinlich auch eine geringere Volatilität. Wirtschaftlich setzt Harris auf bessere Sozialleistungen sowie eine Anhebung des Unternehmenssteuersatzes auf 25 Prozent und eine Einschränkung der Steuervergünstigungen für Spitzenverdiener. Dazu bräuchte sie jedoch die Mehrheit im Kongress.

Eine Harris-Präsidentschaft dürfte Risikoanlagen zugutekommen, vorausgesetzt der Senat oder das Repräsentantenhaus stehen unter Kontrolle der Republikaner. Denn das würde Steuererhöhungen verhindern.

Insgesamt sind die fundamentalen makroökonomischen Rahmenbedingungen für Anleihen und Aktien gleichermaßen günstig: moderates Wachstum, niedrige Inflation und sinkende Zinssätze.

Nach dem Rückzug Joe Bidens erzielte Kamala Harris im US-Präsidentschaftsrennen einen starken Auftakt. Obwohl die meisten immer noch auf Donald Trump setzen, hat sich der Abstand deutlich verringert, und die beiden leisten sich in den Umfragen fast ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Wie werden sich die Finanzmärkte entwickeln, sollte Harris Präsidentin werden?

Harris-Präsidentschaft: mehr Stabilität, aber höhere Steuern

Der erste und offensichtlichste Punkt ist, dass Kamala Harris für Kontinuität steht: Ihre Agenda ähnelt der Joe Bidens. Eine geringere Unsicherheit würde zu weniger Volatilität und einem größeren Vertrauen an den Finanzmärkten führen. Sollte sie ins Weiße Haus einziehen, wird der Markt seine Bewertungen an die neuen Begebenheiten anpassen und das radikale Programm, das er unter einer Trump-Präsidentschaft erwartet hatte, auspreisen.

Eine Harris-Präsidentschaft würde niedrigere Zölle und eine geringere Staatsverschuldung bedeuten. Auch dürfte Harris Bidens Klimapolitik fortführen und weiterhin auf höhere Infrastrukturausgaben und stärkere Regulierung setzen. Ein wichtiger Unterschied zwischen den Demokraten und den Republikanern ist die Steuerfrage. Erstere sind überzeugt, dass das US-Steuersystem die Reichen begünstigt. Die potenzielle Harris-Regierung will dementsprechend den Unternehmenssteuersatz auf 25 Prozent anheben. Auch würde sie versuchen, die Steuern auf Spitzeneinkommen zu erhöhen, indem sie die unzähligen Steuervergünstigungen für Besserverdienende einschränkt. Dafür müssten die Demokraten jedoch die Kontrolle über den Kongress erlangen.

Demokraten-Kongress belastet Aktien

Sollte Harris ihre starke Leistung im Vorfeld der Wahl fortsetzen und Trump schlagen, könnten die Demokraten die Kontrolle über den Senat behalten und das Repräsentantenhaus zurückerobern. Zwar würde dann die Stabilität zunehmen und sich das Haushaltsdefizit in Grenzen halten, doch höhere Unternehmenssteuern dürften die Aktienperformance belasten. Für den Fall eines solchen sauberen Wahlsiegs dürfte Harris auch ihre persönliche Agenda zur Förderung der sogenannten „Care Economy“ verfolgen. Diese steht für einen besseren Zugang zu Kinderbetreuung, bezahlten Urlaub für Familien und bessere Bildungsfinanzierung.

Risikoanlagen könnten sich unter einer Harris-Präsidentschaft dagegen besser entwickeln, wenn entweder der Senat oder das Repräsentantenhaus unter republikanischer Kontrolle stehen – denn so würden die Steuern niedrig bleiben. Die Rennen um das Repräsentantenhaus und den Senat sind, wie die Präsidentschaft selbst, zu knapp, um einen sicheren Ausgang vorhersagen zu können. Das Ergebnis hängt hier allerdings stark von der Präsidentschaftswahl selbst ab. Wenn Harris einen ausreichenden Vorsprung vor Trump erringen kann, ist auch ein sauberer Sieg der Demokraten wahrscheinlich.

Fed dürfte Zinsen bald senken

Unabhängig von der Präsidentschaftswahl müssen Anleger das Wirtschaftsumfeld berücksichtigen. Nach einer ausgesprochen schwierigen Phase scheint die Federal Reserve (Fed) die Inflation endlich wieder unter Kontrolle zu haben. Allen Erwartungen zum Trotz – meiner eingeschlossen – war dafür keine Rezession nötig und die US-Wirtschaft hat sich selbst bei steigenden Zinssätzen gut entwickelt. Das Wirtschaftswachstum scheint sich nun aber zu verlangsamen. Das wird es der Fed angesichts der günstigeren Inflationsdaten ermöglichen, mit Zinssenkungen zu beginnen. Moderates Wachstum, niedrige Inflation und sinkende Zinssätze sind ein günstiger Hintergrund für Anleihen und Aktien gleichermaßen.

Das Ergebnis der diesjährigen Präsidentschaftswahlen gleicht einem Münzwurf. Entscheidend für die Märkte ist, ob eine der beiden Parteien als klarer Sieger aus den Wahlen hervorgeht. Niedrigere Unternehmenssteuern kommen den Aktienmärkten zugute und dürften die höhere Unsicherheit ausgleichen, die mit einer Trump-Präsidentschaft einhergeht. Doch bevor es im November so weit ist, werden die Wirtschaftsdaten ausschlaggebend sein – und diese erscheinen günstig.

Bild Steven Bell, Chefsvolkswirt EMEA bei Columbia Threadneedle Investments (jpg) (Foto: Columbia Threadneedle Investments)

Quelle redRobin. Strategic Public Relations GmbH

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