In der gegenwärtigen Zeit des Wandels und der Krisen sind Top-Manager:innen und Führungskräfte besonders gefordert. „Schon vor der Pandemie war die Wirtschaftswelt sehr schnelllebig. Die Pandemie und die multiplen Krisen haben das noch weiter verschärft – das klassische Leadershipmodell stößt bei diesen komplexen und schnelllebigen Herausforderungen an seine Grenzen“, sagt Prof. Heidi Stopper. Nach ihrer langjährigen Führungskarriere unter anderem als Personal-Vorständin bei der ProSieben Sat1 Medien AG und als Vice President Human Resources für EADS Astrium Satellites berät sie seit 2006 hochrangige Executives und Vorstandsmitglieder.
Auf der herCAREER wird Heidi Stopper am 06. Oktober 2022 einen Vortrag zum Thema „Der neue Führungsstil: Wie Leadership durch den Einsatz von emotionaler Intelligenz und Bauchgefühl wirkungsvoller wird.“ halten. Im Vorfeld hat die herCAREER sie zum Interview gebeten.
Die Ansprüche an Führung hätten sich in den vergangenen 15 Jahren wegen der Digitalisierung und Globalisierung und den zunehmenden Unsicherheiten verändert, sagt Heidi Stopper. War in den 1980er Jahren die ideale Führungskraft noch vor allem der oder die Expertin, die fachlich anleitet und wusste, was und wie es zu tun war, ging es in den 1990ern eher um strategische Zielsetzungen im Leadership. „Mit der Dynamik der Digitalisierung kam dieses Modell bereits an seine Grenzen. Die schwierigen Makrobedingungen der letzten Jahre sind zusätzliche Beschleuniger, Führung im Heute wirksamer auszurichten“, sagt die Expertin. Denn nicht nur im Außen, „auch im Innen gibt es immer mehr Druck von der Belegschaft.“
92 Prozent der Mitarbeitenden würden laut einer Studie nur dann im Unternehmen bleiben, wenn der Chef künftig empathischer führt. Und: „85 Prozent der Befragten einer kununu-Studie in Deutschland gaben an, dass in deutschen Unternehmen ein schlechter Führungsstil vorherrscht. Hinzu kommt ein großer Personalmangel aufgrund von Demografie und Fluktuation – nicht nur ihn Handwerksbetrieben, sondern auch im akademischen Bereich. Führungskräfte stehen also auch hier sehr unter Druck“, so Heidi Stopper.
Heute müssten Führungskräfte also komplexe Herausforderungen lösen – „das bedeutet für Führungskräfte, sich weiterentwickeln zu müssen, Bewährtes und Gewohntes auf den Prüfstand zu stellen und an der eigenen Entwicklung aktiv zu arbeiten“ und „diverse Teams gekonnt zu führen“, so Prof. Heidi Stopper.
Hier kommt die Emotionale Intelligenz ins Spiel, die auch dank des US-Ökonoms Richard Thaler, der 2002 den Wirtschaftsnobelpreis für die Absage an den Homo Oeconomicus bekam, an Relevanz gewinnt. „Wir sind bei der Arbeit nicht ratio- und vernunftgesteuert. Vielmehr verfügen wir über drei Intelligenzsysteme: den Kopf mit der Ratio, das Herz mit seinen Emotionen und Gefühlen und den Bauch mit seiner Intuition und Instinkten. Für gelingende Führung sind alle drei Intelligenzsysteme wichtig“, so Heidi Stopper.
Die Top-ManagerInnen hätten nicht schlaflose Nächte wegen ungelöster Business-Fragen, sondern: „Schlaflose Nächte bereiten stets die Beziehungs- und Machtstrukturen, die in jedem System bestehenden Konflikte und die damit verbundenen Emotionen. Je diverser ein Team ist, desto mehr Konfliktpotential entsteht.“ Daher seien diverse Teams auch nur dann ein Erfolgsrezept, wenn sie gut geführt würden. Das erfordere emotionale Intelligenz, nämlich in zwei Ausprägungen: „die Bewusstheit im Umgang mit den eigenen Emotionen und im Umgang mit den Emotionen anderer Menschen.“
Spannend ist auch die Frage, welche Emotionen am Arbeitsplatz überhaupt erlebt werden: „Fragt man Führungskräfte, nennen sie in erster Linie Ärger und Frust“, sagt Heidi Stopper.
Ärger sei ein für Führungskräfte tolerables Gefühl – im Gegensatz zu Angst, Traurigkeit oder Scham, die oft in die Tiefen des Unterbewusstseins verdrängt würde. Sie empfiehlt den bewussten Umgang mit den eigenen Emotionen und Gefühlen, es gelte „innezuhalten, sie zu beobachten und den eigenen Reaktionsimpuls zu überprüfen.“
So wie auch Viktor Frankl, einer der bekanntesten deutschen Psychologen und Erfinder der Logotherapie, schon sagte: „Die größte Freiheit des Menschen liegt im Bruchteil der Sekunde zwischen Reiz und Reaktion.“ Auf der herCAREER wird Heidi Stopper in ihrem Vortrag einige praktische Tipps verraten, wie man die Reiz-Reaktionsmuster wirkungsvoll unterbricht und gut mit seinen Emotionen haushält.
Nicht nur das: Emotionale Intelligenz sei auch für die eigene Macht im positiven Sinne hochrelevant: „Emotionale Intelligenz ist nicht nur erforderlich in der Konfliktbewältigung und der Eigenführung, sie ist auch eine Quelle informaler Macht. Für Führungskräfte ist es wichtiger denn je, selbstwirksam zu sein und Gestaltungsräume zu erarbeiten. Richtig eingesetzte Empathie und mehr emotionale Kompetenz führen zu mehr Macht. Es führt aber vor allem zu mehr Erträglichkeit für alle Betroffenen. Damit wäre doch schon sehr viel gewonnen.“
Am 06. Oktober 2022 kommt Heidi Stopper auf die herCAREER-Expo, spricht beim Vortrag zum Thema „Der neue Führungsstil: Wie Leadership durch den Einsatz von emotionaler Intelligenz und Bauchgefühl wirkungsvoller wird.“ und ist als Table Captain auf der Abendveranstaltung herCAREER@Night zu Gast.
Heidi Stopper: „Emotionale Intelligenz ist eine Quelle der Macht“
Bildquelle: Karin Volz
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