Hohe Mieten und Immobilienpreise mindern Attraktivität für Arbeitnehmende / Große Mehrheit schätzt Lebensqualität der Region / Wohnungsbau als Standortförderung / Hoher politischer Handlungsbedarf
Hohe Mieten und Immobilienpreise tragen in der Region Stuttgart zum Fachkräftemangel bei, zeigt eine Umfrage des Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmens PwC. 42 Prozent der Befragten haben wegen hoher Mieten schon einen Jobwechsel erwogen, 10 Prozent haben den Job tatsächlich gewechselt. Die überwiegende Mehrheit (80 Prozent) sieht im teuren und deutlich angespannten Wohnungs- und Immobilienmarkt der Region dann auch einen Faktor für den von vielen Unternehmen beklagten Fachkräftemangel. Generell schätzen die Befragten aber die Lebensqualität in Stuttgart und dem Umland: 90 Prozent fühlen sich hier wohl oder sogar sehr wohl.
Wohnungsmarkt als negativer Standortfaktor
Marcus Nickel, Leiter des PwC-Standortes Stuttgart, sagt: „Stuttgart liegt seit mindestens zehn Jahren immer mit an der Spitze der Miet- und Immobilienpreise in deutschen Großstädten. Das konnte recht lange einigermaßen durch das hohe Lohnniveau etwas abgefangen werden, aber mittlerweile ist die Diskrepanz zwischen dem, was sich die Menschen leisten können und was gefordert wird, schon sehr groß geworden.
Selbst im Gutverdienenden-Segment. Angesichts der Inflation und steigender Energiepreise verschärft die finanzielle Lage die Sorgen und fördert damit die Bereitschaft zu einem Standortwechsel. Hier müssen die Arbeitgeber der Region aufmerksam werden, denn die hohen Mieten können den Fachkräftemangel damit verschärfen.“
Zumindest legen das die Ergebnisse einer PwC-Befragung von 400 Bewohner:innen der Region Stuttgart nahe. Für Wirtschaft und Politik sollte das ein Warnsignal sein: Denn für 40 Prozent der Befragten sind die hohen Mietkosten ein Anreiz, nicht nur über einen Umzug, sondern gleich über einen Jobwechsel nachzudenken. Viel zu wenige freie Wohnungen und zu hohe Mieten schmälern die Attraktivität von Stadt und Umland für 68 Prozent der Befragten.
Gut drei Viertel gehen davon aus, dass sich die Situation in der nächsten Zeit auch nicht verbessert, sondern eher verschärft. Rund 90 Prozent der Befragten, zu denen auch Menschen aus Pflegeberufen sowie der öffentlichen Daseinsvorsorge gehören, befürchten, dass sich genau diese Berufsgruppen Stuttgart und Umland nicht mehr leisten können – mit entsprechenden Auswirkungen für alle, die in der Region wohnen.
Bewohner:innen sehen Handlungsbedarf bei Politik und Wirtschaft
Die Befragten aus der Region haben auch recht konkrete Vorstellungen, warum der Wohnungsmarkt so angespannt ist: ein jahrzehntelang vernachlässigter sozialer Wohnungsbau (47 Prozent), eine zu späte Reaktion der Politik (46 Prozent) und zu wenig innerstädtisches Bauland (40 Prozent) sind die drei meistgenannten Gründe.
Und was könnte die Öffentliche Hand nach Ansicht der Befragten tun, um die Situation zu entspannen? Mehr Wohnungsbauprogramme für bezahlbare Mietwohnungen aufsetzen (90 Prozent), Wohnkosten steuerlich berücksichtigen (85 Prozent), oder gewerblich genutzte Immobilien in Wohnungen umwandeln (85 Prozent).
„Sinnvoll sind aus meiner Sicht auch Maßnahmen der Stadt, die seit einiger Zeit ihre Satzung gegen Wohnraumzweckentfremdung strenger umsetzt und zum Beispiel gegen eine große Plattform für die touristische Kurzzeitvermietung klagt. Aus unserer Befragung lässt sich auch schließen, dass die Überlegungen des Stuttgarter Oberbürgermeisters Dr. Frank Nopper, Wohnungen zurück in städtischen Besitz zu bringen, durchaus auf Rückhalt in der Bevölkerung stoßen“, führt Marcus Nickel aus.
Die Arbeitnehmer:innen erwarten aber auch mehr Engagement von den Arbeitgebern: Sie wünschen sich vor allem eine Flexibilisierung der Homeoffice-Regeln ihres Arbeitgebers und die finanzielle Unterstützung bei der Ausstattung des Homeoffice. Jeweils über 80 Prozent sehen in Mietkostenzuschüssen oder in der teilweisen Übernahme der Fahrtkosten durch den Arbeitgeber eine gute Möglichkeit, die Lage zu entspannen; 80 Prozent finden Betriebswohnungen eine gute Idee.
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Quelle PwC Communications