Frankfurt am Main (dts Nachrichtenagentur) – Florian Heider, Direktor des Frankfurter Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung, fordert weitere Zinsschritte im Kampf gegen die Inflation. „Die Europäische Zentralbank macht einen guten Job im Moment, aber ich denke, der Gipfel des Zinszyklus ist noch nicht erreicht. Das heißt, die EZB könnte die Zinsen noch stärker erhöhen, als sie das bisher getan hat“, sagte der Ökonom der „Rheinischen Post“ (Donnerstagausgabe).
Zwar würden die Preise für Öl, Gas und Strom derzeit stark zurückgehen. Aber es blieben die Zweitrunden-Effekte, die die Inflation sehr hartnäckig machten, so Heider. „Die Kerninflation ohne Preise für Lebensmittel und Energie ist zuletzt gestiegen. Deshalb werden sich die Notenbanken weitere Zinserhöhungen vorbehalten.“ Zugleich warnte Heider vor zu viel Vertrauen in Immobilien. „Das ist ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Bei den Immobilien sind die Preise in der Vergangenheit zu stark im Verhältnis zu den Mieten angestiegen. Das war vor zehn Jahren umgekehrt. Doch die Beliebtheit der Immobilien blieb davon fast unberührt“, ergänzte der Chef des Instituts, das zum House of Finance der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität in Frankfurt gehört. Er empfahl, stärker auf Alternativen zu achten: „Den Anlegern standen noch nie so viele Möglichkeiten offen wie heute, ihr Geld gewinnbringend anzulegen. Und auch die Transparenz ist vorhanden. Leider wissen die meisten Menschen zu wenig über die Funktionsweise der Kapitalmärkte und sind deshalb noch zu vorsichtig.“
Heider will indes, dass die Anleger nicht völlig auf Immobilien als Teil des Vermögens verzichten. „Natürlich kann eine Immobilie eine gute Grundlage für die Vermögensanlage sein, aber bitte nicht die einzige. Staatliche Schuldtitel, Aktien, verzinsliche Anleihen sind sehr gute Ergänzungen, auch echte Alternativen.“
Man könne noch viel stärker darauf hinwirken, dass die Menschen sich mehr mit Finanzwissen befassen, so Heider. „Das würde nicht nur persönliche Vorteile bringen, was das eigene Vermögen betrifft, sondern könnte auch unsere lahmende Wirtschaft wieder mehr in Schwung bringen.“
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