Die britischen Inflationsdaten kommentiert Tomasz Wieladek, Chief European Economist bei T. Rowe Price:
Die Inflation in Großbritannien ist heute stärker gesunken als erwartet. Tatsächlich lag die Gesamtinflationsrate mit 7,9% unter der niedrigsten Konsensprognose für diesen Monat und unter der Konsenserwartung von 8,2%. Ein Großteil dieser Verbesserung ist jedoch auf die Energie- und Nahrungsmittelpreise zurückzuführen. Was die Bank of England wirklich interessiert, sind die im Inland erzeugte Inflation und die Teuerung im Dienstleistungssektor.
Bei der im Inland verursachten Inflation stieg die Dienstleistungsinflation um 7,2 % und lag damit unter den 7,4 % des Vormonats. Wichtig ist, dass die Dienstleistungsinflation im Monatsvergleich nur 0,2 % über dem als üblich angesehenen Niveau liegt, während sie in den letzten vier Monaten um 0,7 % über dem Normalniveau lag. Obwohl dies sicherlich eine Verbesserung ist, zeigen die heutigen Daten auch, dass die Dienstleistungsinflation im Vorfeld stark unter Druck stand. Das bedeutet, dass noch wesentlich mehr Preissteigerungen bei den Dienstleistungen bevorstehen.
Die Märkte haben ihre Preise aufgrund dieser Nachricht deutlich angepasst und erwarten jetzt nur noch einen Spitzenwert von 5,75 % gegenüber 6,25 % vor dieser Veröffentlichung. Zudem wird eine Zinserhöhung im August nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % eingepreist, während es vor der Veröffentlichung noch fast 100 % waren.
Meiner Meinung nach messen die Finanzmärkte diesem einen Inflationswert zu viel Bedeutung bei, vor allem weil die Bank of England sich Sorgen über die mittelfristige Inflation (in 2-3 Jahren) macht. Hier sind die Prognosen nach wie vor sehr düster. Die Lohninflation, die für die mittelfristige Dienstleistungsinflation entscheidend ist, bleibt auf einem Niveau, das eine Dienstleistungsinflation von 6-7% in einem Jahr erwarten lässt. Eine separate Umfrage von XpertHR von heute Morgen bestätigt diese Einschätzung.
Der Kampf der Bank of England gegen die Inflation wird erst dann beendet sein, wenn das Lohnwachstum deutlich zurückgeht. Insgesamt muss die Bank of England den Arbeitsmarkt entlasten, um die Inflation mittelfristig wieder auf ihr Ziel zu bringen. Davon sind wir noch weit entfernt. Daher halte ich eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte im August nach wie vor für das wahrscheinlichste Ergebnis.
Markt reagiert übermäßig auf unerwartet niedrige britische Inflationsdaten
Foto von Tomasz Wieladek (Quelle: T. Rowe Price)
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