Eine Spiel-App und ein mobiles EEG helfen Kindern mit Autismus sowie ADHS und deren Familien
Das erste und einzige Neurofeedback Training seiner Art für zuhause lässt Kinder Blumen und Sterne einsammeln und dabei zu Superhelden werden. Christof Götz, Gründer und Mastermind des Wiener MedTech Start-ups Brainhero, und sein Team haben allen Grund zu feiern. Denn ihr System, das Kindern sowie Jugendlichen mit Autismus oder ADHS und deren Familien das Leben und den Alltag erleichtern soll, ist nun endlich als medizinisches Produkt europaweit zugelassen.
Der Verkauf startet zunächst in Deutschland und Österreich. Mittels der App steuern die kleinen Helden mit ihren Gedanken das Spielgeschehen in vertrauter Umgebung. Auf diese Weise sollen die Lernfähigkeit, die Konzentration oder die soziale Interaktion verbessert werden. Auch bereits immer mehr Kliniken und Praxen in Deutschland sowie Österreich interessieren sich für das anwenderfreundliche Produkt und planen, dieses in ihren stationären Therapieplan zu integrieren.
Diagnose Autismus und Neurofeedback als Chance
„Den Alltag mit Autismus meistern“ ist Christof Götz keineswegs fremd. Schon früh wurde diese komplexe und vielgestaltige neurologische Entwicklungsstörung bei seiner Tochter diagnostiziert. Auch wenn die Ursachen für die Entstehung von Autismus noch längst nicht zur Gänze erforscht sind, die Ausprägungen sind breit gefächert und die Verhaltensweisen bzw. Beeinträchtigungen sehr unterschiedlich.
Bestärkt von dem innigen Bedürfnis seiner Tochter, die bestmöglichen Chancen und ein weitgehend unbeschwertes Leben zu bieten, machte er sich auf die Suche nach professioneller Unterstützung und Therapien. Schnell stellte sich heraus, dass entsprechende Verhaltenstherapien schwer zu bekommen waren und dass selbst diese wenigen Einheiten mit sehr viel Aufwand verbunden waren. Das Thema Neurofeedback brachte schließlich die betreuende Therapeutin zur Sprache.
Bei Neurofeedback handelt es sich um eine nicht-invasive Methode zur Messung und Kontrolle von Gehirnaktivität mithilfe eines EEGs. Diese Therapieform ermöglicht es, die Gehirnaktivität durch Konditionierung (z. B. mithilfe einer Spiel-App) neu zu trainieren. Die Integrierbarkeit in den Alltag bei zusätzlichen zwei bis drei Sessions pro Woche war allerdings ein anderes Thema. So reifte 2017 der Gedanke eines mobilen Neurofeedback Trainings für zuhause. Kontakte zu Neurowissenschaftlern, Medizintechnikern und nicht zuletzt zur MedUni Wien waren schnell geknüpft.
Was ist Brainhero?
Unkompliziert, sprich ohne Kabel, in den Alltag integrierbar und leistbar muss es sein – das waren die Prämissen von Christof Götz, als er die Idee, ein Neurofeedback Training für daheim zu entwickeln, in die Tat umzusetzen begann. Auch war es für den Gründer wichtig, dass die Sitzungen, dank des fliegenden Helden, der Blumen und Sterne sammelt, Spaß machen sollen.
Auf Basis bestehender Studien entwickelte er mit seinem Team sowie mit der Unterstützung wissenschaftlicher Berater die Hard- und Software – bestehend aus der Trainings-App und einem mobilen EEG, das dank Bluetooth mit einem Tablet verbunden werden kann. Gesteuert wird das Training von den Anwendern mit ihren Gedanken ganz ohne Mouse oder andere Tools. Die erste Patientin war schnell gefunden – seine Tochter. Bei regelmäßiger Anwendung zeigten sich schon nach etwa drei Monaten die ersten positiven Effekte, welche auch in der Schule und im Bekanntenkreis bemerkt wurden.
„Meine Tochter hat nach drei Monaten durchschlafen, sich emotional besser regulieren können und ihre soziale Interaktion mit anderen Kindern deutlich gesteigert. Außerdem hat die Schule ihre deutlich erhöhte Konzentrationsleistung wahrgenommen, ohne dass sie von der Therapie wussten“, so Christof Götz über die erstaunlichen Effekte seiner Tochter.
Wie funktioniert die Therapie?
Bei Brainhero handelt es sich um eine 20-stündige Neurofeedback Therapie, bei welcher das Kind bzw. der Jugendliche und seine Familie von Beginn bis zur Beendigung des Programms betreut werden. Den Auftakt bildet ein ausführliches Beratungsgespräch, gefolgt von der Bestellung und dem Vertrautmachen mit der Hard- und Software. Mithilfe eines Therapieplans werden die 5-minütigen Einheiten dokumentiert. Um die Kosten für das Training und die Gerätschaft möglichst niedrig zu halten, wird das portable EEG für die Therapiedauer von ca. sechs Monaten gemietet und anschließend wieder an das Team von Brainhero retourniert.
Christof Götz sieht Brainhero keinesfalls als Konkurrenzprodukt zu bestehenden Therapien in Kliniken und Therapiezentren. Vielmehr soll das mobile Neurofeedback Training den Therapeuten bei seiner Arbeit und vor allem die kleinen Patienten unterstützend begleiten.
Ein Blick in die Zukunft
Die Reise hat mit der Zulassung von Brainhero als medizinisches Produkt für Christof Götz und sein Team noch längst nicht ihr Ende gefunden. Die Hard- und Software wird ständig weiterentwickelt. Aktuell wird an einem personalisierten Produkt gearbeitet, welches eine größere Zielgruppe ansprechen wird, damit schwerere Formen von Autismus, z. B. Autismus mit Epilepsie oder nonverbale Kinder und Jugendliche, behandelt werden können. Gleichzeitig arbeitet Brainhero mit wissenschaftlichen Partnern an Forschungsthemen wie Demenzfrühdiagnose und Epilepsie Remote Monitoring.
„Im Bereich der Neurotherapie, aber auch in der Diagnose mittels EEG steckt viel Potenzial. Sowohl unsere Investoren als auch die Förderagenturen in Österreich helfen uns sehr dabei, dieses Potenzial zu bergen und für eine breite Masse an Patienten nutzbar zu machen.”
Quelle SPREAD PR