Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler spricht sich für den Ausbau von Europas militärischer Macht aus. „Ich bin der Auffassung, die Europäer müssen eine eigene nukleare Abschreckungskomponente haben“, sagte er dem Sender Phoenix.
Der Staatenverbund könne sich „nicht mehr bedingungslos auf die USA verlassen“, die bisher einen „nuklearen Schutzschild“ über den Kontinent halte. Insbesondere mit Blick auf die US-Präsidentschaftswahlen müsse reagiert werden. Es sei „ein geschickter taktischer Schachzug von Trump, das Thema Ukraine vor dem Wahlkampf abzuräumen“. Sollte Trump im November erneut zum Präsidenten gewählt werden, hätte das zur Folge, „dass sich die USA aus diesem Konflikt gänzlich zurückziehen“, so Münkler.
Europa müsse zu einem „politischen Akteur“ werden, sagte der Politologe. Er schlägt vor, dass eine kleinere Gruppe europäischer Staaten – etwa Frankreich, Deutschland, Polen, Spanien und Italien – zum „Aufbau nuklearer Fähigkeiten“ und zur „Herstellung von Glaubwürdigkeit in der Abschreckung“ ein „gemeinsames Oberkommando“ in der Sicherheitspolitik übernimmt. „Die müssten sich darauf verständigen, ihre Fähigkeiten zu Poolen zusammenzulegen und rotierend einen gemeinsamen Oberkommandierenden, der also über den roten Knopf verfügen würde, zu installieren. Wenn so etwas erfolgen würde, dann hätte das einen ungeheuren politischen Sog.“
Dass die Europäer ihre Waffen- und Munitionsproduktion tendenziell erst Anfang 2024 hochgefahren hätten, und nicht bereits im Spätsommer 2022, als im Prinzip klar war, dass der Krieg in der Ukraine zu einem „Materialkrieg“ werden würde, zeige die „notorische Schlafmützigkeit der europäischen und auch der deutschen Politik“, kritisierte Münkler. Und mit Blick auf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) stellt er fest, wenn dieser wisse, dass der Krieg noch Jahre dauern könne, dann sei es erstaunlich, „in welcher Weise die deutsche Politik nicht darauf reagiert hat“.
Münkler warnt davor, „den Krieg auf den gegenwärtigen Frontlinien einzufrieren“. Das hätte weitreichende Folgen: Einmal sei dann klar, „man kann in Europa mit Waffengewalt Grenzen verschieben“. Putin habe dies dann gezeigt. Zweitens könne man dann „die UN-Charta, Verbot des Angriffskrieges, vergessen“. Und drittens würden sich laut Münkler „zwischen fünf und zehn Millionen Ukrainer auf den Weg machen, in der Ukraine, in den Westen, vor allen Dingen nach Deutschland“.
Kritisch schaut der Politikwissenschaftler auch auf den Konflikt in Nahost. Auf die Frage, ob sich der Iran durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine ermutigt fühlen könnte, die Vorherrschaft im arabischen Raum auszubauen, antwortete Münkler: „Dafür spricht vieles.“ Er führt aus: „Die destruktive Politik Teherans ist durchaus im längerfristigen strategischen Interesse Russlands, das ja auch eine strukturell destruktive Politik betreibt.“
Foto: Deutsches Kriegsschiff (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Mit Blick auf den wachsenden Fachkräftemangel in Deutschland fordert Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mehr Anreize, um ältere Beschäftigte am Arbeitsmarkt zu halten.
Wenn man das gesetzliche Alter erreicht habe und noch länger arbeiten wolle, „dann wird man danach nicht mehr arbeitslos werden, wann immer man aufhört“, sagte er in der Sendung „RTL Direkt“. Man gehe dann in die Rente. „Also braucht man eigentlich auch nicht mehr in die Arbeitslosenversicherung einzahlen und der Arbeitgeber auch nicht. Und er könnte ja dieses Geld auszahlen“, schlug Habeck vor.
„Und wenn der Finanzminister großzügig ist, dann besteuern wir diesen Anteil des Einkommens auch noch nicht. Dann bleibt richtig was über. So könnte man einen Anreiz setzen. Und diejenigen, die aber müde, kaputt sind, deren Rücken nicht mehr mitmacht, die müssen es aber auch nicht tun“, so Habeck. Die FDP von Bundesfinanzminister Lindner hatte dagegen die Abschaffung der abschlagsfreien Rente mit 63 gefordert.
Angesprochen auf die Konjunkturprognose der Bundesregierung, die Habeck am Mittwoch vorgestellt hatte, gab sich der Grünen-Politiker vorsichtig optimistisch. „Die Inflation sinkt schneller, die Produktion zieht an, die Menschen haben wieder mehr Vermögen, mehr Einkommen, das sie ausgeben können.“ Alles zusammen sorge dann dafür, dass man, wenn man jetzt keine Fehler mache, in einen „guten Aufschwung“ reinkommen könne.
Foto: Senioren an einem Strand (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Unionsfraktionsvize Jens Spahn (CDU) fordert von der Bundesregierung mit Blick auf die Frühjahrsprojektion, eine Rückkehr zur „ökonomischen Vernunft“. Das „dysfunktionale Ampel-Gemisch“ schade dem Standort, sagte er der Mediengruppe Bayern.
Wir müssen zur ökonomischen Vernunft zurückkehren. Deutschland „braucht eine Wirtschaftswende, die auf bewährte Maßnahmen für Wachstum setzt: Steuerlast senken, Leistung belohnen, Bürokratie abbauen, Anreize für Mehrarbeit setzen“, so Spahn.
Den Begriff der „Wirtschaftswende“ hatte die FDP über den Leitantrag für den Parteitag am Wochenende verwendet. Spahn beurteilt die wirtschaftliche Lage als „ernst“: „Deutschland bleibt auf einem Abstiegs-Pfad. Der Kanzler ignoriert die Realität. Der Wirtschaftsminister beschreibt sie und hofft auf Wunder. Die FDP schlägt richtige Maßnahmen vor, aber kann sie nicht durchsetzen.“
Foto: Jens Spahn (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Ziele der Bundesregierung für die internationale Klimafinanzierung sind wegen der Haushaltskrise in Gefahr. Das geht aus der Antwort auf eine schriftliche Frage der Linken-Abgeordneten Cornelia Möhring hervor, über die der „Spiegel“ berichtet.
Darin teilte die Regierung mit: Würde man die Werte aus dem Haushaltsentwurf, mit denen die Regierung ihre Prognose aus dem Herbst berechnet hat, mit den aktuellen Werten aus dem Haushalt wiederholen, „ergäbe sich dadurch automatisch rechnerisch eine geringere Prognose der gesamten internationalen Klimafinanzierung“.
Im Oktober prognostizierte die Regierung 5,1 Milliarden Euro für das Jahr 2023 und 5,3 Milliarden Euro für das Jahr 2024, jeweils als konservative Schätzung. Beide Werte liegen deutlich unter dem Ziel von sechs Milliarden Euro jährlich, und sie dürften nun eher noch niedriger ausfallen. Die sechs Milliarden will die Regierung formal zwar erst bis 2025 erreicht haben, im Jahr 2022 hatte sie das Ziel aber schon vorzeitig erfüllt.
Die Regierung verweist darauf, dass es noch keine vollständig aktualisierte Prognose gebe und dass reale Werte auch von Prognosen abweichen können. Sie hält offiziell weiterhin am Sechs-Milliarden-Ziel fest: „Die Bundesregierung steht zu ihrem Ziel“, heißt es in dem Schreiben von Anja Hajduk, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium.
Möhring, Sprecherin für Globale Gerechtigkeit der Linken im Bundestag, kritisiert: „Auch in der internationalen Klimapolitik ist die Bundesregierung dabei, über Schuldenbremse und Lindners destruktiven Kürzungswahn zu stolpern.“ Die Antwort mache deutlich, dass die Pläne auf Kosten des internationalen Klimaschutzes gingen.
Foto: Wirtschaftsministerium (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
Berlin/Paris (dts Nachrichtenagentur) – Nach monatelangem Streit ziehen Deutschland und Frankreich in Rüstungsfragen wieder an einem Strang. Die Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Sébastien Lecornu unterzeichnen am Freitag in Paris das Memorandum of Understanding über das Kampfpanzersystem MGCS.
In der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ bestätigten die Minister den Durchbruch: „Wir entwickeln gemeinsam ein System der Zukunft, das darauf ausgerichtet ist, was wir brauchen – von künstlicher Intelligenz und modernster Sensorik bis zur Möglichkeit, das System in bestimmten Situationen unbemannt zu nutzen“, sagte Pistorius.
„Wir entwickeln nicht einfach den Panzer der Zukunft, sondern die Zukunft des Panzers, die wir uns gemeinsam vorstellen wollen“, sagte Lecornu. „Wir sind vom operativen Bedarf der Bundeswehr und des französischen Heeres ausgegangen, während unsere Vorgänger manchmal stärker vom Bedarf der Industrie ausgingen. Das ist eine riskante Wette. Aber es entspricht dem Feedback aus der Ukraine. Die Waffen, die wir der Ukraine geben, funktionieren nicht immer gut zusammen“, so der französische Verteidigungsminister.
Auch beim anderen deutsch-französischen Großprojekt, dem Kampfflugzeugsystem FCAS geht es voran. Ende 2024 sollen die beteiligten Rüstungsunternehmen den Ministern die Fortschritte beim Flugdemonstrator vorstellen. Von den Erfahrungen bei FCAS würde das Panzer-Projekt profitieren. „Sie waren eine Blaupause bei der Verteilung der Aufgaben zwischen Deutschland und Frankreich – auch wenn ein Flugzeug natürlich etwas anderes ist als ein Panzer und die Aufgabenteilung nicht eins zu eins übertragen werden kann“, sagte Pistorius.
Meinungsverschiedenheiten bei der Unterstützung der Ukraine wiesen beide zurück. Die Armeen seien nur unterschiedlich organisiert. „Aber sollte es einen russischen Aggressionsversuch geben, garantieren wird das gleiche Maß an Reaktion“, sagte Lecornu.
Foto: Verteidigungsministerium (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
Ein aktueller Marktkommentar von Tom Porcelli, Chief US Economist bei PGIM Fixed Income:
Die Marktteilnehmer haben erneut eine Bestätigung dafür bekommen, wie widerstandsfähig die US-Wirtschaft ist, nachdem eine Reihe von Daten besser als erwartet ausfielen, darunter der Verbraucherpreisindex, die Lohn- und Gehaltsdaten und die Einzelhandelsumsätze für März. Diese Entwicklung war ausreichend, um Rückschlüsse auf die allgemeine Wirtschaftslage und die Politik der Fed zu ziehen.
Was die weitere Entwicklung betrifft, so dürften die starken Einzelhandelsumsätze im März und die Aufwärtskorrekturen der Februar-Ergebnisse den Konsum im ersten Quartal auf 2,5 bis 3,0 % ansteigen lassen, während die Prognosen eher bei 2,0 % lagen. Dies deutet auch auf einen möglichen weiteren Rückgang der Ersparnisse der privaten Haushalte hin.
Die zunehmende Widerstandsfähigkeit hat die Erwartungen an die Geldpolitik der Fed deutlich steigen lassen, und die Marktpreise der letzten Woche deuten darauf hin, dass das Zeitfenster für Zinssenkungen der Fed enger wird. Angesichts des erklärten Wunsches der Fed, eine Reihe konstruktiver Inflationsberichte zu sehen (was allgemein als drei Berichte interpretiert wird), müssten die Inflationszahlen diese Anforderung rasch erfüllen, damit die Fed die Zinsen im Juli senken könnte. Sollte die Fed im Juli keine Zinssenkung vornehmen, stehen im September und November politisch heikle Sitzungen an, da die polarisierenden US-Präsidentschaftswahlen bevorstehen.
Sollten sich die wirtschaftlichen Bedingungen wie von der Fed erwartet abschwächen, könnte die Dezember-Sitzung die Gelegenheit für eine zweite Zinssenkung in diesem Jahr bieten. Für zwei Senkungen im Juli und Dezember müsste allerdings einiges zusammenspielen, so dass wir die Wahrscheinlichkeit für gar keine Senkung höher einschätzen als jene für zwei Senkungen. Sollte die Fed in diesem Jahr tatsächlich keine Zinssenkung vornehmen, könnte sie diese auf 2025 verschieben.
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Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) – Am Mittwoch hat der Dax nachgelassen. Zum Xetra-Handelsschluss wurde der Index mit 18.089 Punkten berechnet, ein Minus in Höhe von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vortagesschluss. An der Spitze der Kursliste standen Infineon, Rheinmetall und Siemens Healthineers, am Ende die Deutsche Börse, Zalando und Vonovia.
Laut Konstantin Oldenburger, Marktanalyst von CMC Markets, gibt es derzeit gemischte Signale am Aktienmarkt: „Auf der einen Seite lassen enttäuschende Einkaufsmanagerindizes aus den USA die Hoffnung wieder aufkeimen, dass die US-Notenbank auf Kurs bleiben und die Zinsen doch vielleicht mehr als einmal in diesem Jahr senken kann. Auf der anderen Seite bleiben die großen Unternehmen auf Kurs und können im Großen und Ganzen mit ihren Quartalsbilanzen überzeugen.“
Kurzfristig könnte es der Dax in der Widerstandszone um 18.200 Punkten schwer haben, seine Erholung ungehindert fortzusetzen, fügte der Marktexperte hinzu. „Ein Ausbruch darüber könnte bis zum Monatswechsel in der kommenden Woche vertagt werden, dann aber noch einmal neuen Schwung in den Markt bringen.“
Die laufende Berichtssaison überzeuge derweil. „Die Korrektur der vergangenen drei Wochen tat einigen Aktien und ihren Bewertungen gut, sodass die Bäume in Sachen Erwartungen auch nicht in den Himmel gewachsen, sondern wieder auf Normalmaß zurück geschrumpft sind.“ Der KI-Hype scheine ebenfalls nicht beendet, Überflieger wie Nvidia oder Super Micro Computer könnten sich wieder erholen und stabilisierten den Markt, auch wenn sie aktuell nicht mehr die Zugpferde seien.
„Eine andere Wende vollzieht Tesla“, so Oldenburger. „Lag die Stimmung im Vorfeld der Quartalszahlen am Boden und waren die Aktionäre nach einem Rutsch von über 40 Prozent seit Jahresbeginn der Kapitulation nahe, steigt die Aktie heute wie Phoenix aus der Asche empor.“ Statt Umsatzwachstum und Gewinnsteigerungen punkte Elon Musk bei den Investoren, indem er die Markteinführung neuer Produkte beschleunigen wolle.
„Damit korrigiert er seine strategischen Fehler der vergangenen Monate quasi in letzter Minute“, sagte der Analyst. „Das Quartal war eine Katastrophe, aber das war weitestgehend bekannt.“ Das Wichtigste sei, dass Tesla sich jetzt nicht nur auf Robotaxis konzentrieren, sondern auch das neue kostengünstige Model 2 vorantreiben wollen. „Ein schlauer Schachzug und intelligenter strategischer Plan, den die Börse dem Visionär Musk zunächst abkauft.“
Die europäische Gemeinschaftswährung war am Mittwochnachmittag etwas schwächer: Ein Euro kostete 1,0690 US-Dollar (-0,11 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9359 Euro zu haben.
Der Ölpreis sank unterdessen: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete gegen 17 Uhr deutscher Zeit 88,22 US-Dollar; das waren 20 Cent oder 0,2 Prozent weniger als am Schluss des vorherigen Handelstags.
Foto: Frankfurter Börse, via dts Nachrichtenagentur
Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Behörden erwarten eine weitere Zunahme illegaler Migration nach Deutschland. Es sei „mit einem erneuten Ansteigen der Anzahl polizeilicher Feststellungen sowie Asylgesuchen in Deutschland zu rechnen“, heißt es in einem neuen Report des Gemeinsamen Analyse- und Strategiezentrums illegale Migration (GASIM), über den der „Spiegel“ berichtet. Schleusernetzwerke könnten „mit einer nahezu garantierten Bleibeperspektive in Deutschland `werben`“.
In dem Zentrum sind unter anderen das Bundeskriminalamt (BKA), das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf), der Bundesnachrichtendienst (BND) und das Auswärtige Amt vertreten. Deutschland werde weiterhin „Hauptzielland illegaler Migration innerhalb der EU“ bleiben, heißt es in der Analyse.
Die Kontrollen an den deutschen Grenzen, die zuletzt mehrfach verlängert worden waren, stoßen bei den Experten keineswegs auf ungeteilte Zustimmung. Sie führen nach Behördeneinschätzung „perspektivisch eher wahrscheinlich zu Anpassungen der Modi Operandi“. Sie würden von Schleusern zudem genutzt, „um den Migranten (vermehrten) Unterstützungsbedarf glaubhaft zu machen und höhere Kosten zu begründen“.
Laut Bericht sind 2023 in Deutschland 39.700 mutmaßlich Geschleuste gezählt worden. Das waren 119 Prozent mehr als im Vorjahr. 42 Prozent der von den Behörden aufgegriffenen Geschleusten gelangten demnach über Polen in die Bundesrepublik, 29 Prozent über Österreich und 23 Prozent über Tschechien.
2023 waren Schleusungen in Kleintransportern oder Fahrzeugen – sogenannte Behältnisschleusungen – besonders bedeutsam. „In diesen Zusammenhang wurden mehr als 1.200 Fälle mit etwa 17.500 Geschleusten festgestellt“, heißt es in dem Bericht. Die Fallzahlen hätten sich damit gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt, die Zahl der Geschleusten „annähernd verfünffacht“.
Foto: Grenze zwischen Deutschland und Polen (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
Ein aktueller Marktkommentar von Justin White, Portfoliomanager bei T. Rowe Price:
Eine „weiche Landung“ der Wirtschaft ist zweifellos positiv, aber es gibt Gründe, vorsichtig zu sein. Die US-Notenbank scheint ein Kaninchen aus dem Hut gezaubert zu haben und eine erhoffte weiche Landung der Wirtschaft herbeizuführen. Trotz einer extremen geldpolitischen Straffungsperiode haben sich die makroökonomischen Bedingungen in den letzten Quartalen deutlich verbessert, was es der Fed ermöglicht hat, von ihrem aggressiven Straffungskurs abzurücken und ein Szenario zu schaffen, in dem die Inflation möglicherweise gebändigt wurde, ohne eine Rezession auszulösen. Was bedeutet dies nun für US-Aktienanleger im Jahr 2024 und darüber hinaus?
Starke Aktienauswahl mit besonderem Fokus auf Risikomanagement
Das Risiko einer Rezession im Jahr 2024 ist deutlich gesunken, was für die Aktienmärkte auf kurze Sicht sehr ermutigend ist. Das reale Wachstum in den USA ist stabil geblieben, während die Inflation gegenüber den Höchstständen von vor 18 Monaten deutlich zurückgegangen ist. Nichtsdestotrotz ist bei einer erneuten Risikobereitschaft Vorsicht geboten, vor allem wenn sie unkritisch ist, wie es Ende 2023 der Fall war, als die starke Marktrallye von Aktien mit niedriger Qualität und höherem Risiko angeführt wurde. Die Geschichte zeigt, dass die Outperformance von Unternehmen, denen es an fundamentaler Unterstützung fehlt, in der Regel nicht lange anhält.
Dies hat sich auch dieses Mal bewahrheitet, wobei qualitativ hochwertigere und fundamental stärkere Unternehmen seit Anfang 2024 wieder die Marktführerschaft übernommen haben. Kurzfristig sieht der Weg des geringsten Widerstands für US-Aktien so aus, dass sich der Ende 2023 begonnene Aufwärtstrend fortsetzt. Angesichts der anhaltenden Risiken für die Aussichten wird die Stimmung jedoch weiterhin in Abhängigkeit von den jüngsten Datenveröffentlichungen oder geopolitischen Entwicklungen schwanken. Aufgrund dieser Aussichten ist eine gute Aktienauswahl, die auf Qualitätsunternehmen mit dauerhaftem oder sich beschleunigendem Wachstum und angemessenen Bewertungen abzielt, von entscheidender Bedeutung.
Eine dynamische Wirtschaft mit strukturellen Vorteilen
Ein Risiko, das den US-Aktienmarkt umgibt, ist das derzeitige hohe Bewertungsniveau, das die Frage aufwirft, ob dieses Niveau nachhaltig ist. Zwar werden diese Bedenken durch die hohen Bewertungen einiger weniger Aktien an der Spitze des Marktes verstärkt, doch ist es auch richtig, dass die Bewertungen des breiteren Marktes im historischen Vergleich und im Vergleich zu den wichtigsten Marktkollegen derzeit teuer sind. Es gibt jedoch Gründe, die darauf hindeuten, dass die derzeitige Bewertungsprämie in den USA nicht nur angemessen ist, sondern wahrscheinlich auch anhalten wird. Die Risikobereitschaft und die Bewertungen steigen in der Regel, wenn sich die wirtschaftlichen Aussichten verbessern und die Anleger darauf vertrauen, dass die Unternehmen in der Lage sein werden, ein beständiges Gewinnwachstum zu erzielen. Und solange die Gewinnerwartungen steigen, tendieren Aktien zu höheren Kursen, selbst wenn die Bewertungen (die sich aus dem künftigen Kurs-Gewinn-Verhältnis ergeben) hoch sind. In diesem Umfeld befinden wir uns derzeit, wobei die höheren Bewertungen durch die gestiegenen Gewinnerwartungen bedingt sind.
U.S.-Aktien haben durchweg besser abgeschnitten
Was die längerfristige Nachhaltigkeit betrifft, so ist die US-Wirtschaft vielfältig und dynamisch und weist bestimmte strukturelle Vorteile auf, die dazu beigetragen haben, dass US-Aktien in den letzten 5-, 10-, 20- und 30-Jahres-Zeiträumen besser abgeschnitten haben als die globalen Aktienindizes.
Hauptrisiken für den Ausblick
Die aktuellen US-Daten deuten darauf hin, dass eine weiche Landung der Wirtschaft das wahrscheinlichste kurzfristige Szenario ist. Das Wachstum ist robust, der Arbeitsmarkt ist gesund, aber nicht mehr überhitzt, das Wachstum der Unternehmensgewinne ist insgesamt positiv, und die Fed neigt in einem Wahljahr historisch gesehen zu einer eher dovishen Haltung. Die Aktien- und Kreditrisikomärkte preisen jedoch sehr viel Optimismus ein, dass das derzeitige robuste Wachstum und die Disinflation anhalten werden. Wir sind der Meinung, dass es einen Grund gibt, etwas vorsichtiger zu sein. Angesichts der hartnäckigen Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft im vergangenen Jahr angesichts der drastischen Straffung der Geldpolitik kann das Potenzial einer Überhitzung im Jahr 2024 nicht ausgeschlossen werden, wenn die Geldpolitik gelockert wird. Dies könnte zu einer hartnäckigeren oder sogar wieder anziehenden Inflation führen, insbesondere wenn die Ölpreise steigen.
Dieses Szenario wäre nicht nur nachteilig für Unternehmen mit geringerer Qualität und hohem Fremdkapitalanteil, sondern hätte auch negative Auswirkungen auf Aktien mit längerer Laufzeit, einschließlich weniger cash-generativer Technologieunternehmen. Diese Unternehmen sind in der Regel stärker von künftigen Erträgen abhängig und daher anfälliger für einen Anstieg der zur Diskontierung dieser Erträge verwendeten Zinssätze.
Dauerhaftes, preisgünstiges Wachstum anstreben
Zwar ist die positive Stimmung in Bezug auf die weiche Landung in den USA ermutigend und würde zyklischen Unternehmen wohl zugutekommen, doch scheinen viele dieser Aktien einen beträchtlichen Optimismus einzupreisen, ohne sich Gedanken über eine mögliche Verschlechterung der Aussichten zu machen. Wir bleiben da vorsichtiger. Daher erscheinen uns im gegenwärtigen Umfeld eher günstig bewertete Unternehmen, die ein dauerhaftes/beschleunigtes Wachstum aufweisen, angemessen. Gegenwärtig scheint es beispielsweise im Energiesektor eine Reihe von Titeln zu geben, die diesem Wachstumsprofil zu einem vernünftigen Preis entsprechen. Auch wenn nicht alle Teile des Technologiesektors attraktiv sind, erscheinen bestimmte Unternehmen, die auf das spannende Potenzial der künstlichen Intelligenz (KI) ausgerichtet sind, preiswert.
Die US-Wirtschaft hat den Befürchtungen einer Rezession standgehalten. Was nun?
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Frankfurt am Main (dts Nachrichtenagentur) – Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Joachim Nagel, stellt eine baldige Leitzinssenkung in Aussicht. „Wir sind schon relativ nahe an unserem Ziel von zwei Prozent als Inflationsziel im Euroraum“, sagte Nagel den Sendern RTL und ntv.
Sollten sich diese Zahlen in den kommenden Wochen bestätigen, dann könnte eine Zinssenkung die Folge sein. Er könne sich vorstellen, „dass wir in der Juni-Sitzung die erste Zinssenkung im Euroraum wieder sehen werden“, sagte Nagel.
Vor dem Hintergrund der leicht nach oben korrigierten Wachstumserwartung der Bundesregierung sagte Nagel: „Die Aussichten sind besser geworden, aber das Niveau, auf dem wir uns bewegen, das ist immer noch sehr gering.“
Foto: Deutsche Bundesbank (Archiv), via dts Nachrichtenagentur