Montag, April 21, 2025
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Mareen Eichinger über KI in der Marketingwelt

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mareen eichinger

KI ist wie ein Barista, der genau weiß, wann du montags einen doppelten Espresso brauchst – Mareen Eichinger über KI in der Marketingwelt

die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) im Marketing und der PR ist nicht nur ein Trend, sondern eine Revolution, die die Art und Weise, wie Unternehmen mit ihren Kunden kommunizieren, grundlegend verändert. Kommunikationsexpertin Mareen Eichinger beschäftigt sich seit einiger Zeit intensiv mit den Potenzialen der KI in der Markenkommunikation.

In diesem Interview gibt sie Einblicke in die transformative Kraft der KI und wie diese Kommunikationsstrategien personalisiert, Routineaufgaben automatisiert und damit mehr Raum für kreative und strategische Tätigkeiten schafft. Die Inhaberin einer Agentur für PR und digitale Kommunikation teilt ihre Begeisterung über die Möglichkeiten, die KI bietet und diskutiert die damit verbundenen Herausforderungen sowie ethischen Aspekte und welche Szenarien sie für die Zukunft der Kommunikationsbranche sieht.

Mareen, du beschäftigst dich seit längerem mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“ im Marketing oder der Kommunikation. Mittlerweile können die meisten Menschen etwas mit dem Begriff anfangen. Kannst du uns dennoch kurz zusammenfassen, was dich besonders begeistert?

Mareen Eichinger: Künstliche Intelligenz ist für mich wie ein Barista, der nicht nur deinen Kaffee kennt, sondern auch weiß, dass du montags einen doppelten Espresso brauchst. Sie bietet die Möglichkeit, Marketing auf eine neue, personalisierte Ebene zu heben, indem sie riesige Datenmengen in Echtzeit analysiert und daraus wertvolle Erkenntnisse gewinnt. Dadurch können Kampagnen viel zielgerichteter und personalisierter gestaltet werden, was die Kundenbindung und -zufriedenheit enorm steigert. Besonders spannend finde ich auch die Möglichkeiten der Automatisierung von Routineaufgaben, die uns mehr Raum für kreative und strategische Tätigkeiten gibt.

Inwiefern kann diese neue Technologie speziell im Marketing und in der Kommunikation genutzt werden?

Mareen Eichinger: Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, Marketing und Kommunikation auf vielfältige Weise zu revolutionieren. Beispielsweise können Chatbots rund um die Uhr Kundenanfragen beantworten und damit die Kundenzufriedenheit erhöhen. Personalisierte E-Mail-Kampagnen, die auf dem Verhalten und den Vorlieben der Kunden basieren, können durch KI optimiert werden. Zudem ermöglicht KI detaillierte Datenanalysen, die uns helfen, das Kundenverhalten besser zu verstehen und gezielte Marketing- und Kommunikationsstrategien zu entwickeln. Ein weiteres spannendes Feld ist die Nutzung von KI für die Content-Erstellung, wo Texte und Bilder automatisiert und dennoch personalisiert erstellt werden können.

Bei all den Vorteilen gibt es häufig auch Bedenken, wie sich die Aufgaben in Marketingtätigkeiten verändern können. Hast du Angst, dass die KI dir irgendwann deinen Job streitig macht?

Mareen Eichinger: Angst habe ich nicht, vielmehr sehe ich KI als wertvolles Werkzeug, das uns unterstützt und entlastet. Eigentlich bin ich ziemlich erleichtert, dass ich jetzt jemanden habe, der die ganzen langweiligen Aufgaben übernimmt, ohne sich zu beschweren. Natürlich wird sich das Aufgabenfeld verändern, aber das eröffnet auch neue Chancen. KI kann repetitive und zeitaufwändige Aufgaben übernehmen, sodass wir uns auf kreative und strategische Aspekte konzentrieren können, die menschliche Expertise erfordern. Es geht darum, KI als Ergänzung zu betrachten, die unsere Arbeit effizienter macht, ohne die menschliche Kreativität und das persönliche Engagement zu ersetzen.

Stichwort Zukunft: Hast du Tipps, die du jungen Menschen geben möchtest, die sich aktuell in einer Berufsfindungsphase befinden? Sollten sich alle mit dem Thema der „Künstlichen Intelligenz“ beschäftigen?

Mareen Eichinger: Absolut, junge Menschen sollten sich definitiv mit dem Thema KI auseinandersetzen. Ich denke dabei oft an meine eigenen Kinder, die 7 und 9 Jahre alt sind, Teil der Generation Alpha. Die Welt, in die sie hineinwachsen, wird stark von KI geprägt sein. Es ist wichtig, technisches Wissen zu erwerben und die Funktionsweise von KI zu verstehen. Aber genauso wichtig sind Soft Skills wie Kreativität, Kommunikationsfähigkeit und kritisches Denken, da diese in einer automatisierten Welt immer wertvoller werden.

Flexibilität und kontinuierliches Lernen sind entscheidend, um in einer sich schnell verändernden Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Zudem rate ich, praktische Erfahrungen zu sammeln, sei es durch Praktika oder eigene Projekte, um die theoretischen Kenntnisse in der Praxis anzuwenden. Das wird ihnen helfen, sich in der dynamischen Arbeitswelt von morgen zu behaupten.

Was ist dein liebstes Zukunftsszenario, wie Marketing und Kommunikation in 20 Jahren aussehen könnten?

Mareen Eichinger: Hätte jemand vor 20 Jahren gedacht, dass wir heute mit KI arbeiten? Wahrscheinlich nicht. Es ist schwierig, für so einen langen Zeitraum ein präzises Szenario zu erstellen, aber stellen wir uns vor, Marketing und Kommunikation werden durch fortschrittliche KI noch personalisierter und effizienter. Technologien wie Virtual und Augmented Reality könnten uns ermöglichen, immersive und authentische Erlebnisse für unsere Zielgruppen zu schaffen.

Ich hoffe, dass wir ethische Standards und Datenschutz weiterhin hochhalten, sodass Technologie zum Wohl der Menschen eingesetzt wird. Eine idealisierte Zukunft wäre eine, in der Technologie uns hilft, enger und effektiver mit unseren Kunden zu kommunizieren und dabei ihre Bedürfnisse und Wünsche besser zu verstehen und zu erfüllen. Kurz gesagt, die perfekte Mischung aus High-Tech und menschlicher Wärme.

Welche konkreten Beispiele kannst du nennen, bei denen Künstliche Intelligenz bereits erfolgreich im Marketing eingesetzt wird?

Mareen Eichinger: Ein gutes Beispiel ist die Nutzung von KI in Streamingdiensten wie Spotify und Netflix. Diese Dienste bieten personalisierte Empfehlungen basierend auf dem Nutzerverhalten – sie wissen genau, wann du in der Stimmung für einen spannenden Thriller oder für entspannende Musik bist. Auch im Kundenservice sehen wir viele erfolgreiche Anwendungen. Chatbots, die häufig gestellte Fragen beantworten und einfache Anliegen sofort bearbeiten können, sind inzwischen gang und gäbe. Zudem wird KI in der datengetriebenen Marketinganalyse eingesetzt, um das Kundenverhalten vorherzusagen und entsprechend angepasste Marketingstrategien zu entwickeln. Es ist, als hätten wir einen Marketing-Guru, der rund um die Uhr arbeitet, nie schläft und immer die richtigen Entscheidungen trifft.

Ein weiteres Beispiel ist die Personalisierung von E-Commerce-Websites. Amazon nutzt KI, um Produktvorschläge zu machen, die auf den bisherigen Käufen und dem Browsing-Verhalten der Nutzer basieren. Auch die Modebranche setzt KI ein, um personalisierte Styling-Empfehlungen zu geben, wie bei Zalando und H&M.

Wie schätzt du die ethischen Aspekte und Herausforderungen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz im Marketing ein?

Mareen Eichinger: Die ethischen Aspekte sind enorm wichtig und dürfen nicht vernachlässigt werden. Datenschutz und die transparente Nutzung von Daten müssen stets gewährleistet sein. Es ist entscheidend, dass Unternehmen verantwortungsbewusst mit KI umgehen und klare Richtlinien für deren Einsatz entwickeln. Es gibt auch Herausforderungen im Bereich der Diskriminierung und Verzerrungen in den Algorithmen, die unbedingt adressiert werden müssen. Eine transparente und ethische Nutzung von KI ist notwendig, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen und zu erhalten.

Wir müssen sicherstellen, dass KI-Systeme fair und unvoreingenommen sind und regelmäßig überprüft und angepasst werden, um Verzerrungen zu minimieren. Darüber hinaus ist es wichtig, die Auswirkungen von KI auf die Arbeitsplätze zu berücksichtigen und Strategien zu entwickeln, um die betroffenen Mitarbeiter zu unterstützen und weiterzubilden. Letztlich sollte die Einführung von KI im Marketing darauf abzielen, sowohl den Unternehmen als auch den Kunden zu dienen, indem sie zu mehr Effizienz und einer besseren Nutzererfahrung beiträgt, ohne die ethischen Grundsätze zu verletzen.

Welche neuen Fähigkeiten und Qualifikationen sollten Marketer und PR-Fachleute deiner Meinung nach entwickeln, um in einer von Künstlicher Intelligenz geprägten Branche erfolgreich zu sein?

Mareen Eichinger: Für Marketer und PR-Fachleute ist es entscheidend, tiefgehende technische und analytische Fähigkeiten zu entwickeln, um KI-Technologien und die daraus resultierenden Datenmengen effektiv zu nutzen. Programmierkenntnisse sind vorteilhaft, um technische und Marketingstrategien zu verbinden. Kreatives und strategisches Denken bleibt jedoch essentiell, da KI keine neuen Konzepte kreieren kann. Kommunikationsfähigkeit und ethisches Bewusstsein sind ebenso wichtig, um KI verantwortungsbewusst einzusetzen und menschliche Aspekte in der Marketing- und PR-Arbeit zu erhalten.

Gibt es Projekte oder Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz im Marketing oder in der PR, die du persönlich besonders spannend oder vielversprechend findest?

Mareen Eichinger: Ich finde es besonders spannend, wie Künstliche Intelligenz die Segmentierung und Zielgruppenanalyse revolutioniert. Durch fortschrittliche Algorithmen können Marketingspezialisten jetzt viel spezifischere Zielgruppen identifizieren und personalisierte Kampagnen mit hoher Präzision ausführen. Ein weiteres faszinierendes Projekt ist der Einsatz von KI in der Echtzeit-Interaktion mit Kunden über soziale Medien, wodurch Marken auf Anfragen oder Kommentare sofort reagieren können, was die Kundenerfahrung erheblich verbessert.

In der PR finde ich den Einsatz von KI für die Krisenüberwachung und -reaktion besonders wichtig. KI-Systeme können helfen, potenzielle Krisen durch die Analyse von Stimmungen und Trends in den Medien und sozialen Netzwerken frühzeitig zu erkennen und schnelle Reaktionen zu ermöglichen, um den Schaden zu minimieren. Diese Entwicklungen zeigen, wie KI nicht nur die Effizienz steigert, sondern auch zu tieferen und wertvolleren Kundenbeziehungen führt.

Bild Foto-Credits: Vanessa Seifert

Quelle macheete | Büro für PR & Digitales

RB-Cheftrainer Rose verlängert Vertrag

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Leipzig (dts Nachrichtenagentur) – RB Leipzig und Cheftrainer Marco Rose haben seinen bis 2025 datierten Vertrag vorzeitig um ein Jahr bis Sommer 2026 verlängert. Das teilte der Bundesligist am Mittwoch mit.

„Seit ich bei RB Leipzig anfangen durfte, haben wir gemeinsam den DFB-Pokal verteidigt und den Supercup geholt“, ließ sich Rose in einer Mitteilung des Vereins zitieren. Der Verein arbeite im Hintergrund daran, dass man wieder eine „schlagkräftige Truppe“ aufstelle. „Wir spüren, dass noch mehr geht und wir auch immer mehr wollen. Wir sind ambitioniert, wir bleiben ambitioniert und schauen gemeinsam nach vorne“, so Rose.

RB-Sportdirektor Rouven Schröder sagte, dass der sportliche Erfolg und die gemeinsamen Ambitionen „über allem“ stehe. „Zu diesem Zeitpunkt Klarheit in der Trainerfrage zu haben, hilft uns auch im Hinblick auf andere, wichtige Personalien.“

Rose ist seit September 2022 Chefcoach der Leipziger und gewann mit dem Klub 2023 den DFB-Pokal.


Foto: Marco Rose (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

Mein Führungsmotto: Begeistern, befähigen und begleiten!

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stephanie volle

Stephanie Volle ist Geschäftsbereichsleiterin für das Firmenkundengeschäft bei der Finanz Informatik (FI), dem Digitalisierungspartner der Sparkassen-Finanzgruppe, und blickt auf eine erfolgreiche Management-Karriere in der Technologiebranche zurück.

Im herCAREER-Interview mit Chefredakteurin Julia Hägele spricht sie über ihren Weg von der jungen Software-Entwicklerin bis hin zur kreativen Führungskraft mit innovativen Ansätzen für Team-Kultur, Arbeitsmodelle und Zusammenarbeit. Als aktive Unterstützerin von #WomenInTech teilt sie ihre wichtigsten Learnings und erklärt, warum mehr Frauen den Einstieg in eine technologienahe Karriere wagen sollten.

„Es ist wichtig, sich komplett von Geschlechterstereotypen zu verabschieden und wirklich früh damit anzufangen, spielerische Berührungspunkte mit Technologie zu schaffen.“

herCAREER: Stephanie, weißt du noch, wann deine Leidenschaft für technische Themen entstanden ist?

Stephanie Volle: Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich im Alter von fünf Jahren meinen ersten Kassettenrecorder bekam. Mein allererster Impuls war, das Innenleben freizulegen – noch bevor ich auf die Idee kam, eine Kassette darin abzuspielen. Eine gewisse Veranlagung gab es also schon recht früh. Richtig gepackt hat mich die Faszination für Technologie spätestens mit dem Einzug des ersten PCs bei uns zuhause. Ich war damals 10 Jahre alt und die Interaktion mit einem Computer beschränkte sich im Wesentlichen auf das Eintippen von MS-DOS-Befehlen. Computerspiele waren bei weitem nicht so sexy wie heute – grafische Benutzeroberflächen und das Internet kamen erst später. Heute würde man es als Einschränkung sehen – früher kannte man nichts anderes und ich war absolut begeistert davon, welche Möglichkeiten für alle Menschen in dieser Technologie steckten.

herCAREER: Hat diese Begeisterung für Technik auch deine Ausbildung und Berufswahl beeinflusst?

Stephanie Volle: Mit Sicherheit! Dazu kam, dass mir in der Schule Naturwissenschaften leichtfielen und mir einfach großen Spaß machten. In der zehnten Klasse habe ich mit zwei Mitschülerinnen aktiv dafür gekämpft, Mathematik und Physik als Leistungskurse belegen zu können. Diese wurden an meiner Schule für unseren Jahrgang mangels Interesses gar nicht angeboten.

Wir fanden dann eine Sonderlösung: Wir durften unsere Wunsch-Leistungskurse an einer Kooperationsschule belegen. Für die Zeit nach dem Abi habe ich gezielt nach einer Ausbildung Ausschau gehalten, die idealerweise Naturwissenschaft, IT und vor allem Praxisbezug kombiniert. Daher war ich auch Feuer und Flamme, als ich von der Ausbildung zur mathematisch-technischen Assistentin hörte. Das war einer der ersten nicht-akademischen Ausbildungsberufe in der Datenverarbeitung. Seit 2007 heißt dieser Beruf mathematisch-technische(r) Software-Entwickler(in).

herCAREER: Statt Studium also direkt in die Praxis. War dein Ausbildungsunternehmen damals auch schon dein heutiger Arbeitgeber Finanz Informatik?

Stephanie Volle: Nein, die Ausbildung habe ich zunächst bei der Ruhrgas AG in Essen absolviert – dem heutigen Energieversorger E.ON. Erst danach bin ich bei der Finanz Informatik bzw. einem Vorgängerunternehmen als Software-Entwicklerin gestartet. Meine ersten Eindrücke dort waren wahrscheinlich typisch für ein IT-Unternehmen Ende der neunziger Jahre. Natürlich waren Männer in den Führungspositionen, den Gremien und sonstigen Entscheidungsrunden in der Überzahl, obwohl der Frauenanteil damals immerhin schon bei knapp 30 Prozent lag.

Dass die Mehrzahl meiner Kolleg:innen und Vorgesetzten Männer waren, hat mich damals nie gestört oder von etwas abgehalten. Ich hatte zwischendurch eine weibliche Führungskraft, die richtig gut war. Aber ich fand auch meine männlichen Rollenvorbilder echt toll. Sie haben mich gezielt mit Herausforderungen gepusht. Aber genauso auch bitter-ehrlich „auf den Pott gesetzt“, wenn es nötig war. Diese direkte, ehrliche Art von Feedback und Förderung hat bereits in den ersten Berufsjahren unheimlich viel für meine Weiterentwicklung gebracht.

Davon habe ich wahrscheinlich viel in meinen eigenen Führungsstil übernommen. Und um ehrlich zu sein: Auch heute, über 25 Jahre später, knabbern wir noch an der 30-Prozent-Marke! Nur gibt es inzwischen mehr Frauen in Fachkarrieren und Führungspositionen. Es wird viel dafür getan, dass mehr Geschlechterparität in der Führungsriege herrscht.

herCAREER: Stichwort Führung: Wie wurde aus der jungen Software-Entwicklerin die Führungskraft und Managerin von heute?

Stephanie Volle: Ich habe ziemlich schnell meine Leidenschaft für das Projektmanagement und die Projektleitung entdeckt. Ich war zum ersten Mal für mehr als meine eigene Arbeit verantwortlich. Mein ausgeprägter Pragmatismus war hier sehr wertvoll und hilfreich, denn IT-Projekte stehen meistens unter ziemlichem Zeit-, Kosten- und Qualitätsdruck und erfordern schnelles Reagieren. Mit Mitte 30 bekam ich das Angebot, als Abteilungsleiterin ein großes Team von fast 40 Mitarbeitenden mit unterschiedlichen Rollen und Skills zu übernehmen. Eine tolle Chance – vor allem aber auch ein Aha-Erlebnis für mich, wie Karriere in Unternehmen funktioniert. Viele stellen sich eine Führungslaufbahn wie einen detaillierten Fahrplan vor, bei dem man nacheinander genau definierte Stationen durchläuft.

In Wirklichkeit ergeben sich die nächsten Karriereschritte häufig aus der aktuellen Situation heraus und sind daher nicht zwingend planbar oder vorhersagbar, z.B. wenn im Unternehmen umstrukturiert oder eine Führungsposition frei oder zusätzlich benötigt wird. Wann und wo das passiert, kannst du meist nicht beeinflussen. Du kannst allerdings Bereitschaft signalisieren, dass du eine neue Herausforderung suchst, und dann den Mut haben, diese anzunehmen.

herCAREER: Welche beruflichen Chancen haben denn deinen Karriereweg geformt?

Stephanie Volle: Ein gutes Beispiel dafür war mein Schritt von der Abteilungs- zur Bereichsleitung. Diese Stufe der Karriereleiter hatte ich noch gar nicht geplant, als ich eines Tages von einer Kollegin gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könnte, kommissarisch als Elternzeitvertretung ihren Bereich zu übernehmen. Die Idee hat mich gepackt und ich war sofort dabei! Auch wenn es für mich erst mal eine Hürde und ein Risiko gab.

Denn ich musste meine alte Position ohne Rückkehr-Option aufgeben und bekam auch keine Garantie dafür, wie es nach der Vertretung mit mir weitergeht. Aber so ist das manchmal und dann heißt es: Positiv denken und irgendwo entsteht immer ein neuer Weg! Daher habe ich mich natürlich drauf eingelassen und meine Entscheidung nicht bereut – ganz im Gegenteil!

Zum Ende der kommissarischen Bereichsleitung zeichnete sich ab, dass es neue Bereiche in der Anwendungsentwicklung geben sollte, und damit gab es die nächste Chance: Ich bekam das Angebot für die Leitung meines eigenen Bereichs. Allerdings mit einer Herausforderung: Den Bereich gab es so noch nicht und er musste erst komplett neu aufgebaut werden: aus 80% neuen Kolleg:innen von „außen“ und aus 20% erfahrenen internen Kolleg:innen. Das hieß Onboarding für die Neuen, Zusammenwachsen und gegenseitiges Wertschätzen als Team – eine Mega-Herausforderung!

Diese Erfahrung gab mir noch mal einen viel besseren Blickwinkel auf das, worauf es bei Führungsverantwortung wirklich ankommt. Wenn ein Team lange besteht und gut eingespielt ist, sind Rolle und Beitrag der Führungskraft nicht immer offensichtlich, denn alles scheint auch von allein zu funktionieren. Wenn es aber darum geht, ein völlig neues Team zu formen und zur Zusammenarbeit zu befähigen, bist du als Führungskraft voll gefordert.

Diese Zeit hat meinen Führungsstil klar bereichert und mich auch persönlich noch mal geprägt, denn ich habe auch sehr viel von den jüngeren Kolleg:innen gelernt – gerade was mein Selbstbewusstsein angeht. Wie zum Beispiel direkt mein Ziel zu äußern, im nächsten Jahr Geschäftebereichsleiterin zu werden. Was dann auch Wirklichkeit geworden ist.

herCAREER: Was kann aus deiner Sicht dazu beitragen, mehr Frauen für eine #WomenInTech-Karriere zu begeistern?

Stephanie Volle: Es ist wichtig, sich komplett von Geschlechterstereotypen zu verabschieden und wirklich früh damit anzufangen, spielerische Berührungspunkte mit Technologie zu schaffen. Dadurch kann man die Neugier, die alle Kinder von Natur aus haben, schon früh in diese Richtung öffnen. In der Schule sollte die Technik- und Informatikbildung von Anfang an ein Begleiter sein – genau wie die Hauptfächer.

Wenn man überlegt, welche Bedeutung Digitalisierung später in allen Lebensbereichen hat, ist es verrückt, dass entsprechende Schulfächer erst relativ spät und teilweise nur als Wahlfach angeboten werden. Daneben glaube ich auch, dass weibliche Rollenvorbilder sehr wichtig sind. Ich persönlich hatte verhältnismäßig wenig solcher Role Models. Für viele Mädchen und junge Frauen kann solch eine vielfältige Repräsentanz von #WomenInTech aber genau die entscheidende Inspiration und Ermutigung sein, um zu sagen: „Das kann ich auch!“

Daneben ist ein gutes Netzwerk erforderlich, auf das man immer wieder zurückgreifen kann. Netzwerke können echte Booster sein – intellektuell, persönlich, zur Reflexion und auch für den nächsten Karriereschritt. Daher sollte man jede Gelegenheit dazu nutzen, seine Kontakte proaktiv auszubauen. Und letztlich braucht es natürlich auch unterstützende Rahmenbedingungen im Unternehmen.

Denn auch in Zukunft werden die Frauen weiterhin die Kinder bekommen und brauchen in ihren Arbeitsmodellen besondere Flexibilität, um Familie und Karriere zu vereinbaren, wenn sie es sich wünschen. Gleichzeitig braucht es Modelle, die Auszeiten und Teilzeitarbeit von Partner:innen unterstützen, wenn diese Care-Arbeit übernehmen wollen, um ihren Frauen den weiteren Karriereweg zu ermöglichen.

herCAREER: Du beschreibst dich selbst als „Kreativkopf“ – wieso ist Kreativität in Sachen Innovation so wichtig?

Von der FI als Digitalisierungspartner der Sparkassen wird erwartet, dass wir unsere technischen Lösungen kontinuierlich hinterfragen und innovativ für eine sich ständig verändernde Welt weiterentwickeln. Um diese Innovation auch in unseren Teams zu leben, braucht es oft kreatives Denken, Experimentierfreude und Risikobereitschaft. Ansonsten bleibt Innovation eine leere Worthülse. Wir Führungskräfte müssen als Enabler fungieren und einen Fokus auf das Empowerment der Mitarbeiter:innen legen. Daher lebe ich mein Führungsmotto: die 3 B’s – begeistern, befähigen und begleiten.

Wichtiger Teil meiner Rolle ist es, die Kolleg:innen zu ermutigen, einfach mal neue Dinge auszuprobieren oder Dinge anders zu machen, als wir es bisher gewohnt sind. Und dabei versuchen zu erkennen, was ihnen fehlt und wie sie bestmöglich unterstützt werden können. Eine andere wichtige Führungsaufgabe ist es, eine bestmögliche Umgebung und kreative Räume zu schaffen, in denen sich Mitarbeiter:innen entfalten können und in denen Platz für Austausch ist.

herCAREER: Wie kann man solche Räume für Kreativität in einem routinierten Alltag schaffen?

Stephanie Volle: Das ist nicht immer einfach, denn es erfordert schon bewusste Bemühungen und Strategien. Es geht darum, Routinen zu durchbrechen und den Geist für neue Ideen und Inspirationen zu öffnen. Für kreative Sessions muss man Zeit einplanen, sonst ist der Kalender voll. Man muss sich für kurze Zeit aus dem System rausnehmen, um am System arbeiten zu können. Man muss Perspektivwechsel nicht nur zulassen, sondern auch gezielt fördern. Wir nutzen verschiedene Kreativitätstechniken, wie z.B. die „Sechs Denkhüte“.

Solche Tools helfen dabei, eine Problemstellung aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und so neue Ideen und Lösungen zu generieren. Dazu gehört auch, sich bewusst mal in die (andere) Meinung der Kolleg:innen hineinzuversetzen und offen für deren Ideen zu sein. Also weg von „Wer hat den besten Vorschlag“ hin zu „Das Beste aus allen Ideen rausholen“.

herCAREER: Der Generationswechsel ist für euch ein großes Thema. Wie förderst du als Führungskraft den Wissensaustausch zwischen Jung und Alt?

Stephanie Volle: Mein Werkzeugkasten hat sich auch in diesem Thema gut gefüllt. Neben der #denkBar – einem echten Raum nicht weit von den Büros für mehr Kreativität und Austausch – haben die Kolleg:innen damals zum Onboarden der vielen neuen Mitarbeitenden das Format #AustauschBar geschaffen, in dem genau dieser Wissenstransfer stattfindet. Das sind regelmäßig stattfindende Meetings, bei denen erfahrene Mitarbeitende jüngere Kolleg:innen unterstützen und ihr Wissen weitergeben können.

Gleichzeitig hilft das Format den erfahrenen Kolleg:innen dabei, die Perspektiven der jüngeren besser zu verstehen und sich auf deren Vorschläge und Lösungswege einzulassen – auch wenn diese von den bewährten eigenen Strategien abweichen. Aber auch unsere Starter-Sets im Wiki, die die erfahrenen Kolleg:innen erstellt haben und weiter pflegen, tragen dazu bei, dass sich neue Kolleg:innen selbständig in unsere Programmierstandards, Tools oder die Projektarbeit einarbeiten können. Ich selbst nutze regelmäßig Lunchtermine, Coffee-Talks und Jour fixes zum Sparring mit neuen Kolleg:innen in unserem Geschäftsbereich, aber auch organisationsübergreifend.

Außerdem organisieren wir gerade ein neues Programm namens #Skillup, bei dem Mitarbeitende ihr Fachwissen teilen und voneinander lernen können. Seit ca. 12 Jahren gibt es in der Finanz Informatik auch das Netzwerk „FiF – Frauen in Führung“. Hier findet übergreifender Austausch zu #FemaleLeadership-Themen in einem internen Netzwerk statt – mittlerweile auch erweitert um die Impulse unserer Trainees und demnächst unter Einbindung unserer Mitarbeiterinnen in der Fachlaufbahn. Ein weiteres schönes Beispiel für ein hierarchie- und generationsübergreifendes Format speziell zum Thema Kultur und Zusammenarbeit ist das offene Team „People & Culture“, welches aktuell von meiner Kollegin Tabitha Kleine und mir vorangebracht wird und ursprünglich aus einem Ressort-Event unserer Geschäftsführerin Julia Koch entstanden ist.

In diesem Team versuchen wir gemeinsam mit HR für aktuelle Themen, die für uns wichtig und zukunftsweisend sind, Lösungsideen zu entwickeln und diese auch in die Umsetzung zu bringen. Da funktioniert der Austausch zwischen Jung und Erfahren super und ist besonders wichtig für die verschiedenen Perspektiven, die unter anderem durch unterschiedlich lange Betriebszugehörigkeit entstehen.

Aber egal, in welchem Format der Austausch zwischen Jung und Erfahren stattfindet: Es geht nicht darum, alte Wege zu verwerfen, sondern darum, zusätzlich neue und häufig auch ungewohnte Pfade zum Ziel zu erkunden. Wenn ich in meinen Geschäftsbereich schaue, dann bin ich echt stolz darauf, wie die Kolleg:innen miteinander arbeiten und was sie alles leisten. Spürbare Veränderung entsteht häufig schon dann, wenn vormals getrennt arbeitende Teams an den richtigen Stellen zusammengebracht werden. Als Führungskraft verstehe ich mich nach innen auch wie der Kit in den Fugen.

herCAREER: Wenn du auf deine bisherige Karriere blickst: Welche Learnings waren die wichtigsten für dich?

Stephanie Volle: Ach, da gibt es so einige. Je länger man dabei ist, um so wichtiger ist es, reflektiert und offen für Feedback zu bleiben. Manche Erkenntnisse tun vielleicht mal weh – aber nur so wächst man. Nimm Fehler als Entwicklung und Lernchance und gehe bewusst auch mal Risiken ein. Und ganz wichtig: Kommuniziere klar und offen, was du willst. Gerade Frauen sollten selbstbewusst artikulieren, was sie wollen; da sind uns die Männer doch immer noch voraus. Wenn du von etwas überzeugt bist, kämpfe dafür. Und zwar mit einem optimistischen, nach vorne gerichtetem Mindset: Nie den Fokus auf “ich will weg von …” legen. Stattdessen sollte es immer ein “ich will hin zu …” sein. Mut tut gut. Und zahlt sich nach meiner Erfahrung immer aus!

herCAREER: Was kannst du anderen Führungskräften mitgeben, die sich in ihrer Rolle vielleicht erst noch zurechtfinden müssen?

Stephanie Volle: Eine wertvolle Feedback-Kultur braucht meiner Erfahrung nach Vertrauen und Zeit – und zwar richtig viel Zeit. Denn die Mitarbeitenden müssen einem erst mal glauben, dass man ihre Meinung wirklich wertschätzt und für sie keine Nachteile entstehen. Dieses Vertrauen muss man sich hart erarbeiten.

Delegieren ist extrem wichtig. Vor allem, wenn man perfektionistisch veranlagt ist, sollte man früh lernen, wie man Vertrauen aufbaut, und beobachten, was das mit einem selbst, aber auch mit dem anderen macht. Es lohnt sich. Denn einerseits habe ich hierdurch weniger Arbeit. Vor allem ist es aber einfach ein tolles Gefühl, die Mitarbeiter:innen in ihren Aufgaben aufblühen zu sehen.

herCAREER: Würdest Du auch als Mentor:in bei herCAREER fungieren? Welche Frau würdest Du dir als Mentee wünschen?

Stephanie Volle: Eigentlich habe ich persönlich keinen konkreten Wunsch und freue mich über Quereinsteigerinnen und jede, die Interesse mitbringt am Mentoring, aber ich glaube, dass ich den „Women in Tech“ am nächsten bin.

Das Interview führte herCAREER-Chefredakteurin Julia Hägele. Hinweis „Zuerst veröffentlicht bei herCAREER

Bild Stephanie Volle

Quelle messe.rocks GmbH

Berichte: Rheinland-pfälzische Regierungschefin Dreyer tritt zurück

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Mainz (dts Nachrichtenagentur) – Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) tritt Medienberichten zufolge überraschend von ihrem Amt zurück. Ihr Nachfolger soll Arbeitsminister Alexander Schweitzer (SPD) werden, berichten der „Spiegel“ und die „Rheinpfalz“ am Mittwoch übereinstimmend.

Dreyer wolle den Schritt am Vormittag in der SPD-Landtagsfraktion verkünden, hieß es laut „Spiegel“ in Parteikreisen. Am Nachmittag soll es eine Pressekonferenz geben. Die Wahl von Schweitzer zum neuen Ministerpräsidenten ist nach Informationen des Nachrichtenmagazins für den 10. Juli im Mainzer Landtag geplant.

Dreyer ist seit Januar 2013 Regierungschefin in Rheinland-Pfalz. Sie steht an der Spitze einer Ampelregierung aus SPD, Grünen und FDP. Schweitzer ist aktuell Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung in Dreyers Kabinett. Er wurde in der SPD bereits seit Längerem für ihre Nachfolge gehandelt, im Gespräch war aber auch Innenminister Michael Ebling.


Foto: Malu Dreyer (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

Union will Drittstaatenlösung zur Abstimmung stellen

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – CDU und CSU wollen im Bundestag Asylverfahren in Drittstaaten zur Abstimmung stellen. Einen entsprechenden Antrag hat die Bundestagsfraktion erarbeitet, wie das „Handelsblatt“ berichtet.

Demnach soll Deutschland in Europa darauf hinwirken, Gespräche mit Staaten wie Ruanda zu führen. „Mit sicheren Drittstaaten soll eine umfassende Partnerschaft auf Augenhöhe begründet werden, die sich nicht auf eine Zusammenarbeit im Bereich „Migration“ beschränkt, sondern auch die Kooperation im Bereich der Wirtschaft, des Handels, der Sicherheit und ggf. Entwicklungszusammenarbeit umfasst“, heißt es in dem Antrag.

Bis es soweit ist, sollten die Grenzkontrollen weiterhin gelten. „Deutschland sollte nach der erfolgreichen Einführung des Drittstaatenkonzeptes zusammen mit anderen europäischen Staaten jährlich ein Kontingent besonders schutzbedürftiger Menschen aus dem Ausland aufnehmen“, heißt es weiter.

„Die Ampel hat in Berlin über Monate geprüft und währenddessen in Brüssel alles unternommen, um die Einführung solcher Drittstaatenlösungen unmöglich zu machen“, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thorsten Frei, dem „Handelsblatt“. „Die Ampel will keine Drittstaatenlösung.“

Frei verwies auf ein Schreiben der EU-Kommission. Darin hätten 15 Mitgliedstaaten für eine Drittstaatenlösung geworben. Deutschland sei isoliert. „Es zeigt zugleich: Sollte Deutschland seinen Widerstand aufgeben, kann es rasch geschehen.“


Foto: Logo der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

SPD-Innenminister drängen auf Fortschritte in Migrationspolitik

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Potsdam (dts Nachrichtenagentur) – Vor der Innenministerkonferenz von Bund und Ländern in Potsdam werden Forderungen nach mehr Tempo bei der Begrenzung von Migration laut. „Die Menschen erwarten von uns, dass wir Lösungen finden“, sagte Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) dem „Handelsblatt“.

Er verwies auf die Europawahl, bei der in Ostdeutschland die AfD die meisten Stimmen erhielt. „Die Populisten missbrauchen das Migrationsthema, um ganz gezielt Ängste zu schüren“, sagte Maier. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir jetzt auch rechtsstaatlich geeignete Verfahren umsetzen, um das Thema abzuräumen.“

Maier mahnte Fortschritte bei Abschiebungen von Straftätern und Gefährdern nach Afghanistan und Syrien an. Dazu seien keine Verhandlungen mit den Taliban oder mit dem Assad-Regime notwendig. Zielführender seien Gespräche mit Drittstaaten oder Nachbarländern dieser Staaten. „Neben Usbekistan kommt zum Beispiel auch Pakistan infrage“, sagte der SPD-Politiker. Es könnten aber auch Länder sein, die nicht direkt an Afghanistan grenzen. „Es gibt ja Flüge nach Kabul aus ganz verschiedenen Ländern.“ Es sei auch richtig, die Abschiebungen mit Migrationsvereinbarungen zu verbinden, fügte Maier hinzu. „Wir haben ein Interesse an geregelter Einwanderung, insbesondere von Fachkräften.“

Der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Christian Pegel (SPD), drängt auf eine Lösung für abgelehnte Asylbewerber, die wegen fehlender Dokumente nicht in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden können. Der Bund müsse bei der Beschaffung von Passersatzpapieren endlich liefern, sagte er dem „Handelsblatt“. „Verhandlungen um Kooperation mit den Herkunftsländern stellen einen entscheidenden Faktor dar, um effiziente Verfahren zur Identifizierung der ausreisepflichtigen Personen zu etablieren und die Ausstellung von Reisepapieren zu beschleunigen“, so Pegel.


Foto: Asylunterkunft (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

Reul will Maßnahmen gegen KI-Missbrauchsbilder

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Düsseldorf (dts Nachrichtenagentur) – NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) will im Kampf gegen Kindesmissbrauch und sexualisierte Gewalt die Strafverfolgung von sogenannten Deepfakes erleichtern. Dabei handelt es sich um Videos und Fotos, die mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) meist auf Basis vorhandener Dateien neu erschaffen wurden. „Wir müssen in Deutschland schon jetzt klare Grenzen ziehen, um den Ermittlern das nötige juristische Werkzeug zu geben“, sagte Reul der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“.

NRW wird bei der am Mittwoch beginnenden Innenministerkonferenz (IMK) einen entsprechenden Beschlussvorschlag machen. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, die bereits laufenden europäischen Regulierungsbemühungen mit eigenen gesetzgeberischen Initiativen zu begleiten, „um die Herstellung und Verbreitung sexualisierter Deepfakes effektiv zu bekämpfen“. Man sei der Auffassung, dass es sich hierbei um „eine neue und in ihrer Bedeutung zunehmende Form sexualisierter Gewalt handelt“, heißt es in dem Beschlussvorschlag, über den die Zeitung berichtet.

Leistungsstarke KI-Software ist auf dem Vormarsch und immer besser in der Lage, täuschend echte Fotos und Videos zu kreieren. Auf europäischer Ebene wird bereits an Kennzeichnungspflichten und der Anwendung von Grundrechten auf den Umgang mit täuschend echten Inhalten gearbeitet. Für den Umgang mit Missbrauchsdarstellungen ergibt sich jedoch aus Sicht der NRW-Ermittler gesonderter Handlungsbedarf.

„Die schöne neue KI-Welt zeigt immer mehr ihre hässliche Seite“, sagte Reul. „Deepfakes sind nichts Neues, können auch hier und da lustig sein. Aber wenn es um Darstellung von sexualisierter Gewalt in jeglicher Form geht, hört der Spaß definitiv auf.“

Im EU-Raum waren zuletzt bereits Missbrauchsdarstellungen von Jugendlichen aufgetaucht, deren Instagram-Fotos mit anderweitig im Netz verfügbaren Nacktsequenzen täuschend echt montiert worden waren. Obwohl auch das für die Opfer traumatisierend wirken kann, ergibt sich bei solchen KI-generierten Bildern von imaginierten Missbrauchstaten offenbar eine rechtliche Grauzone. Experten warnen schon länger, dass die Künstliche Intelligenz die Verbreitung von Missbrauchsdarstellung noch einmal deutlich beschleunigen und Gewalttaten durch Fotocollagen verschleiern werde.

Obwohl die Zahl der angezeigten Deepfakes noch sehr gering ist, warnt Reul vor einem wachsenden Problem: „Sexualisierte Gewalt ist abscheulich und strafbar – egal ob künstlich erstellt oder nicht.“ Die Strafverfolgungsbehörden benötigten „Ressourcenausstattung, Fortbildungen und Sensibilisierung“, die Opfer wiederum spezialisierter Beratungsstellen und -netzwerke, so der NRW-Beschlussvorschlag.


Foto: Herbert Reul (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

DIW: Rentensystem benachteiligt Geringverdiener

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Geringverdiener werden bei der gesetzlichen Altersvorsorge offenbar benachteiligt. Das geht aus einem noch unveröffentlichten Wochenbericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor, über den die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben) berichten.

Demnach beziehen Menschen mit hohen Erwerbseinkommen länger Rente als Menschen mit geringen Erwerbseinkommen. Dadurch werde im Rentensystem von Versicherten mit geringen Einkommen zu Versicherten mit hohen Einkommen umverteilt, so das DIW.

Besonders stark sei dieser Zusammenhang bei Männern, da die Unterschiede in den Erwerbseinkommen höher seien und Einkommen stark mit Bildung zusammenhingen, so die Analyse. Männer, die in ihrem Beruf wenig verdienen, sterben demnach statistisch gesehen wahrscheinlich früher als Männer mit einem höheren, individuellen Verdienst.

Laut der Untersuchung liege das Risiko zwischen dem 55. und 76. Lebensjahr zu sterben für Männer mit niedrigem Einkommen mit 21 Prozent doppelt so hoch wie bei Männern mit dem höchsten Einkommen (elf Prozent). Bei Frauen hingegen lasse sich kaum ein Unterschied nach der Höhe des individuellen Einkommens erkennen. Wesentlicher Grund dafür: Frauen mit Kindern unterbrechen häufiger ihre Karriere – und sind zum Beispiel auch wegen der Kinderbetreuung im Durchschnitt weniger Stunden berufstätig.

Bei Frauen hänge die Sterbewahrscheinlichkeit somit stattdessen deutlich stärker mit dem Haushaltseinkommen und eben nicht mit dem individuellen Verdienst zusammen, so die Studie. „Die Sterbewahrscheinlichkeit für Frauen mit den höchsten Haushaltseinkommen ist knapp vier Prozentpunkte geringer als für Frauen mit den geringsten Haushaltseinkommen“, heißt es in dem Bericht.

Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass sich höhere Einkommen positiv mit Blick auf ein längeres Leben auswirken. In Deutschland steigt die Lebenserwartung seit Jahrzehnten kontinuierlich an. Derzeit liegt die Lebenserwartung bei Geburt bei 83,2 Jahren für Frauen und bei 78,3 Jahren für Männer.

Laut DIW-Rentenexperte Johannes Geyer untermauert die Untersuchung Ungerechtigkeiten bei der Rente. Der Zusammenhang zwischen Einkommen und Lebenserwartung führe dazu, dass Menschen mit niedrigen Einkommen von ihrem Einkommen relativ viel in die Rente einzahlten, aber wenig herausbekämen. Bei den Reichen sei es umgekehrt.

„Das ist ein wichtiger Punkt, denn wenn die Lebenserwartung mit dem Einkommen korreliert, dann bedeutet das, dass wir hier eine Umverteilung haben, die am Einkommen ansetzt. Dann stellt sich natürlich die Frage, ob es gewünscht ist, dass wir bei der Rente sozusagen eine Umverteilung von unten nach oben haben“, sagte Geyer weiter.

Die Ergebnisse der Untersuchung könnten dazu dienen, die Diskussion über die Einhaltung des Äquivalenzprinzips besser zu fundieren, so das DIW. Grundsätzlich gilt für die gesetzliche Rente zwar: Jeder Euro, der eingezahlt wird, erzielt den gleichen Anspruch an monatlichen Rentenzahlungen im Alter. Ausgehebelt wird der Gleichbehandlungsansatz aber dadurch, dass eben Geringverdiener statistisch gesehen eine kürzere Lebenserwartung haben – und dadurch auch ihre Rente für einen deutlich kürzeren Zeitraum beziehen als Besserverdienende. Rentenexperten diskutieren deswegen schon länger über mögliche Umverteilungen innerhalb des Rentensystems.


Foto: Rentenversicherung (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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CDU offen für Zivilschutzübungen an Schulen

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Kiel (dts Nachrichtenagentur) – Vor den Bund-Länder-Beratung in dieser Woche, bei der auch das Thema einer höheren gesamtstaatlichen Verteidigungsbereitschaft auf der Tagesordnung der Innenminister sowie der Ministerpräsidenten steht, erwartet die stellvertretende CDU-Vorsitzende Karin Prien auch einen Beitrag des Bildungssektors. „Aufgabe von Schule und Hochschule ist eine intensivierte sicherheitspolitische Bildung beziehungsweise Debatte, die den geopolitischen Veränderungen und der Bedrohungslage gerecht wird“, sagte die Kieler Bildungsministerin dem „Tagesspiegel“ (Mittwochausgabe).

„Zivilschutzübungen an Schulen und Hochschulen sind im Rahmen einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung zu mehr Resilienz denkbar, müssen aber Teil eines Gesamtkonzeptes darstellen“, so Prien weiter. „Insbesondere Schulen sollten hier nicht an erster Stelle stehen.“ Sie sei zu Gesprächen mit dem Bund darüber bereit, allerdings sei Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) nach einem entsprechenden Vorstoß im Frühjahr „bisher nicht auf die Kultusministerkonferenz oder die Länder zugekommen“.


Foto: Klassenraum in einer Schule (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Schneider will "Klima der Offenheit" für Fachkräfte-Zuwanderung

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland, Carsten Schneider (SPD), hat neben fortschrittlicher Wirtschaftspolitik und zukunftsfester Gesundheitsversorgung ein Klima der Offenheit für Fachkräfte in Ostdeutschland angemahnt. „Ostdeutschland stand seit der Wiedervereinigung noch nie so gut da wie jetzt“, sagte Schneider der „Rheinischen Post“ (Mittwochausgabe) nach der Ost-Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Die Region sei Vorreiter beim Ausbau der erneuerbaren Energien. „Das sorgt für die Ansiedlung von internationalen Unternehmen wie zum Beispiel Intel in Magdeburg. Aber es geht nicht nur darum, die richtigen wirtschaftspolitischen Weichen zu stellen, wie durch die umfassende Förderung der Kohleregionen, auch in NRW.“ Auch die gesundheitliche Versorgung im ländlichen Raum sei entscheidend. „Und ein Klima der Offenheit vor Ort. Denn ohne Fachkräfte-Zuzug – von Rückkehrern, aber auch international – wird die positive Entwicklung Ostdeutschlands keinen Bestand haben“, sagte der Ostbeauftragte der Bundesregierung.

„Dafür müssen wir auch die demokratischen Kräfte vor Ort stärken – diejenigen, die sich um gesellschaftlichen Zusammenhalt kümmern. Die sich für Fortschritt und eine lebenswerte Zukunft engagieren. Die Hetze und Spaltung entgegentreten“, so Schneider. „Dazu gehört auch, in allen Landesteilen gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen. Eine gute Infrastruktur und stabile demokratische Strukturen bedingen einander. Dabei helfen der ständige Austausch und Formate wie die Konferenz der ostdeutschen Regierungschefs“, sagte der Staatsminister.


Foto: Carsten Schneider am 14.06.2024, via dts Nachrichtenagentur

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