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Start-up fliegt in den Orbit

Am 21. November 2022 war es soweit – das Start-up Unternehmen PaTTs by Talos konnte sich in einem spannenden Finale erfolgreich gegen fünf weitere Finalisten durchsetzen und sicherte sich so ein Mitflugticket auf dem SeRANIS-Satelliten ATHENE 1 der Universität der Bundeswehr München.

Aus ursprünglich knapp 20 Bewerbungen für die SeRANISxfounders Challenge hat PaTTS by Talos nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren mit seinem innovativen satellitengestützten Trackingsystem das überzeugendste Konzept vorgelegt. Die Jury von SeRANISxfounders (einem Zusammenschluss des dtec.bw-geförderten Forschungsprojektes SeRANIS unter der Leitung von Prof. Andreas Knopp mit founders@unibw, dem Entrepreneurship- und Intrapreneurship-Programm der UniBw M), kürte nach intensiver Beratung PaTTS by Talos zum Gewinner, der nun neben den Experimenten der SeRANIS Mission ebenfalls an Bord sein darf.

Oberst i.G. Marc Worch, der den Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, vertreten durfte, lobte das Potenzial der PaTTs Technologie für die digitale Souveränität Deutschlands und den Bedarf der Bundeswehr. Jurymitglied Dr. Fritz Merkle, ehemaliges Mitglied des Vorstandes der OHB SE und erfahrener Raumfahrtpionier, zeigte sich ebenfalls beeindruckt von der erfinderischen Höhe der Gewinneridee und der ausgezeichneten Passung zur SeRANIS Mission.

Für drei weitere Teilnehmer hielt SeRANIS Projektleiter Prof. Knopp von der Universität der Bundeswehr München noch eine Überraschung bereit, indem er weitere Mitflugtickets an die Firma NEOSAT sowie die die Forschungsinitiative ASOPS verteilte. „Wir freuen uns, dass wir unseren Satelliten so flexibel konzipiert haben, dass wir auch diesen drei ausgezeichneten Kandidaten eine zumindest teilweise Realisierung ihrer Ideen in Aussicht stellen können“, kommentierte Knopp.

Neuland für die Bundeswehr

In dem SeRANISxfounders Wettbewerb „Per Anhalter in den Orbit“ wurden Start-Ups, Gründerinnen und Gründer sowie unternehmerische Forschungsinitiativen aufgefordert, sich um eine Mitfluggelegenheit ihrer Idee oder Technologie auf dem ersten Forschungssatelliten der Bundeswehr im erdnahen Orbit zu bewerben. „SeRANIS ist nicht nur der Einstieg der Bundeswehr in ganz neue dynamische Fähigkeiten, die mit Kleinsatelliten in der Klasse von mehreren hundert Kilogramm ermöglich werden können“, stellt Prof. Knopp das Projekt vor.

„Wir werden in 14 herausragenden Forschungsexperimenten Technologien entwickeln und erproben, die für die digitale Souveränität der Bundesrepublik und die Einsatzfähigkeit der Streitkräfte wichtig sind. Für Start-ups wollen wir als Ankerkunde die Technologieplattform sein, damit sie ihre Produkt- und Dienstleistungsideen ihren Kunden und Investoren direkt in der einsatzrelevanten Umgebung – nämlich im Weltraum – demonstrieren können.

Aus vielen Jahren Forschungserfahrung wissen wir, wie wichtig die Möglichkeit für den Geschäftserfolg sein kann, gerade in einem immer härteren Wettbewerbsumfeld, auch in Europa“, erläutert Prof. Knopp weiter. „Deshalb haben wir im SeRANIS Projekt diese Challenge konzipiert und ins Leben gerufen. Sie war immer Teil unserer Mission und wir sind begeistert angesichts der tollen Resonanz.“

Perfektes Timing für SeRANIS

Erst jüngst hat die Europäische Kommission ihre Pläne für die unter dem Namen IRIS-2 diskutierte Satelliten-Megakonstellation bekannt gegeben, die als europäische Antwort auf die erfolgreiche Starlink Konstellation sichere und zuverlässige Konnektivität für staatliche Behörden sowie die Bürgerinnen und Bürger Europas bieten soll. Der Einsatz von Starlink in der Ukraine, wo die Satelliten oft einziges Kommunikationsmittel sind und auch von den Streitkräften intensiv genutzt werden, hatte jüngst die Bedeutung dieser Technologie für souveränes staatliches Handeln in Krisensituationen unterstrichen.

Auf diese Zusammenhänge wies der ehemalige MdB Dr. Thomas Sattelberger, der ebenfalls prominentes Mitglied der Jury war, ausführlich hin, und er stellte die Bedeutung der SeRANIS Mission und ihres innovativen Ansatzes zur Förderung von Start-ups heraus. Deutschland hatte sich früh bemüht, das eigene Start-up-Umfeld für die Realisierung von IRIS-2 ins Spiel zu bringen. Zuletzt hatte sich auch Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach während eines Besuchs im Sommer dieses Jahres dafür stark gemacht, dass deutsche Start-ups schon bei der Konzeption und Ausschreibung des Projekts berücksichtigt werden. Insbesondere München gilt als Hochburg innovativer Weltraum-Start-ups und ist auch Heimat der SeRANIS Gewinnerfirma TALOS, wenngleich der Grundstein für die Technologie an der TU Dresden gelegt worden ist.

Chance und Verpflichtung

Der Geschäftsführer von TALOS, Gregor Langer, sieht im Sieg seiner Firma Chance und Verpflichtung zugleich. „Wir haben im letzten halben Jahr atemberaubende Fortschritte bei unserer technologischen Reife, aber auch in der Entwicklung unserer Geschäftsidee gemacht. Wir bedanken uns nicht nur für das in uns gesetzte Vertrauen, sondern auch für das wertvolle Coaching durch den Business Accelerator Founders der UniBw M während der Boostcamp-Phase.“ Prof. Rafaela Kraus, Vizepräsidentin für Entrepreneurship an der UniBw M, hat mit founders ein Gründungsangebot aufgebaut: „Unsere Entrepreneurship Programme richten sich besonders an Forschende und künftige DeepTech-Gründer, die hier die aktuellsten unternehmerischen Tools erlernen und die Kompetenzen trainieren können, die erforderlich sind, um aus einer technologiebasierten Idee ein Geschäftsmodell zu entwickeln“, fügt sie ergänzend hinzu.

Das dtec.bw-geförderte SeRANIS-Projekt

Die durch das dtec.bw – Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr an der Universität der Bundeswehr München geförderte SeRANIS Mission „Seamless Radio Access Networks for Internet of Space“ ist die erste deutsche Kleinsatellitenmission, die ein öffentlich zugängliches multifunktionales Experimentallabor im erdnahen Orbit bereitstellt.

Auf dem Satelliten werden gleichzeitig mehr als zehn innovative und komplexe Experimente mit Schlüssel- und Zukunftstechnologien durchgeführt, die für Mobilfunksysteme der sechsten Generation (6G), Laserkommunikation, ein satellitengestütztes Internet der Dinge, sichere Navigation, elektrische Antriebe u.v.m. von Bedeutung sind. dtec.bw wird gefördert aus Mitteln des Deutschen Bundestages zur Überwindung der COVID-19 Krise.

„Die Förderung von Ausgründungen auf der Basis herausragender Forschungsergebnisse ist eines der übergeordneten Ziele des dtec.bw“, freut sich Professorin Eva-Maria Kern, Vizepräsidentin für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und nachhaltige Entwicklung an der UniBw M und wissenschaftliche Direktorin des dtec.bw. „SeRANIS ist ein Musterbeispiel dafür exzellent zu forschen und die Ergebnisse auch auf die Straße zu bringen. In diesem Sinne gratuliere ich den Gewinnern der Challenge zu dieser Mitfluggelegenheit und danke dem SeRANIS-Team für dieses ausgezeichnete Konzept.“

Bewertungskriterien und Jury

Die Jury setzte sich aus hochkarätigen Vertretern der Weltraumforschung, der Bundeswehr als auch des Entrepreneurships zusammen und bewertete neben der gesellschaftlichen Relevanz u.a., wie gut die präsentierten Innovationsideen zur SeRANIS Mission passen. Ein weiteres wesentliches Kriterium stellte der Start-Up Gedanke der vorgestellten Lösungen dar, da SeRANIS wissenschaftlichen Nachwuchs und Entrepreneurship als Basis für mögliche Start-Up Unternehmen fördern möchte.

Auch wenn es nur einen ersten Sieger geben kann, steht alles in allem jedoch fest, dass sich alle Finalisten zu den Gewinnern zählen dürfen – entweder sie konnten sich eins der begehrten Mitflugtickets sichern oder zumindest die Gelegenheit nutzen, der Jury als auch dem Publikum die eigenen Technologie-Ideen vorzustellen und damit aufmerksam und neugierig zu machen auf ihre derzeitigen und etwaig künftigen Entwicklungen.

Titelbild (v.l.n.r.): Prof. Andreas Knopp (Projekt SeRANIS), Oberst i.G. Marc Worch, Gregor Langer; Fabian Geißler, Martin Laabs, Tony Bauer (alle PaTTS by Talos), Dr. Fritz Merkle (Jurymitglied) (© Universität der Bundeswehr München/Siebold)

Quelle Universität der Bundeswehr München

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