Sabina Schwachenwalde: „Das Machtgefälle zwischen Ärzt:in und Patient:in ist sehr groß“
In ihrem Buch “Ungleich behandelt” geht die Ärzt*in Sabina Schwachenwalde den politischen und gesellschaftlichen Dimensionen von Medizin nach. Als Post-Covid-Patient*in hat sie das Gesundheitssystem von seiner anderen Seite kennengelernt. Im Interview berichtet sie von Schieflagen im System, warum Diversität allein keine Lösung ist und warum es wichtig ist, zu wissen, wie die akademische Medizin entstanden ist.
„Es gab schon immer Menschen, die Wissen zu Gesundheit hatten. Es waren mehrheitlich Frauen, die früher das Wissen über Generationen weitergegeben haben, etwa, wie man Wunden versorgt oder Geburten begleitet”, sagt sie. “Dieses Wissen geriet ab dem 14. Jahrhundert ins Visier der Hexenverfolgungen. Zur gleichen Zeit wurde die Medizin als Fach institutionalisiert und als männlicher Beruf etabliert. Es ist hilfreich zu wissen, dass die ganze Disziplin aus einer männlichen Perspektive entstanden ist.“
Schwachenwalde findet, auch heute gäbe es Schieflagen im Gesundheitssystem, die sich negativ auf die Behandlung der Patient:innen auswirkten. “Die Menschen, die in der Medizin arbeiten, bilden aber weiterhin nicht die Gesellschaft ab”, sagt sie. Hierfür will sie unter anderem mit dem Verein “Feministische Medizin e.V.” ein Bewusstsein schaffen.
Über Sabina Schwachenwalde
Sabina Schwachenwalde, geboren 1991 in Brandenburg, ist Ärzt*in und Aktivist*in. Während ihres Studiums in Berlin, Istanbul und Melbourne forschte sie zu medizinischer Versorgung von Frauen aus eingewanderten Familien und schrieb journalistische Texte. Als Mitbegründer*in des Vereins Feministische Medizin e.V. setzt sie sich ehrenamtlich für gesundheitspolitische Themen ein. Durch ihre Arbeit in der Geburtshilfe kennt Sabina Schwachenwalde das Gesundheitssystem aus ärztlicher Perspektive, seit ihrer eigenen Post-Covid-Erkrankung auch aus Patient*innensicht.
Bild Sabina Schwachenwalde, 24.10.2023, Berlin copyright Paula Winkler
Quelle: messe.rocks GmbH