Spritzgießworkshop für Gründer*innen
Das Labor für Kunststofftechnologie der FH Münster und das FabLab des Digital Hub münsterLAND zeigten, wie Start-ups das Produktionsverfahren nutzen können
Spritzgießen ist das wichtigste Verarbeitungsverfahren zur Produktherstellung in größeren Stückzahlen. Interessant ist dies insbesondere für Gründer*innen, die damit ihre eigene Idee in die Tat umsetzen können. Doch das Verfahren ist sehr komplex – deshalb veranstalteten das Labor für Kunststofftechnologie der FH Münster und der Digital Hub münsterLAND nun zwei Workshops, um das Produktionsverfahren kennenzulernen.
Mit Schutzbrillen ausgestattet starteten die Workshop-Teilnehmenden mit einer Tour durch das von Prof. Dr. Reinhard Lorenz geleitete Labor für Kunststofftechnologie des Fachbereichs Chemieingenieurwesen auf dem Steinfurter Campus. Labormeister Martin Althoff erklärte dabei von Maschine zu Maschine, was es damit auf sich hat. Es ging vorbei am Doppelschnecken-Extruder, mit dem die Hochschule demnächst professionell ihr eigenes Kunststofffilament für ihre FH-3D-Drucker herstellen wird, und schließlich zur Spritzgießmaschine. Optik, Maßhaltigkeit und das Gewicht müssen bei den Spritzgießprodukten stimmen.
Dafür lassen sich verschiedene Parameter anpassen – wie etwa der Einspritzdruck und Nachdruck. Nach der theoretischen Einführung an der Maschine ging es gleich in die Praxis. Aus lebensmittelechtem Styrol-Acrylnitril-Copolymer, kurz SAN, startete die Löffelproduktion. Besteck mit Farbe wünschten sich die Workshop-Teilnehmer*innen, also mischte Althoff dem Kunststoff rotes Farbgranulat bei. Schnell zeigte sich, was passiert, wenn nicht alle Parameter optimal eingestellt sind. „Wer möchte einen Eislöffel?“, scherzte Althoff und hielt einen eckigen Löffel mit einer zu kurzen Ausbuchtung hoch. „Hier war der Einspritzdruck zu gering.“
Während die Maschine arbeitete, hatten die Gründer*innen Zeit, zahlreiche Fragen zu stellen und auch im Anschluss tauschten sich die Teilnehmer*innen noch rege aus. „Bei Treffen wie diesen, wenn wir über konkrete Anwendungsfälle sprechen, kann man viel lernen“, so Christina Wulf, FH-Studentin und Gründerin von „Closd“. Sie möchte nachhaltige Handyhüllen produzieren, daher sei das Spritzgießverfahren für sie interessant. „Ich beschäftige mich seit einem Jahr mit Kunststoffen. Heute habe ich wieder neue Aspekte zur sogenannten Shore-Härte kennengelernt, vorher habe ich mich auf das Schlageigenschaftsprofil des Materials konzentriert.“
Gründungsinteressierten und Gründer*innen an der FH Münster steht das Labor für Kunststofftechnik beratend zur Seite: „Selbstverständlich helfen wir gern bei der Materialauswahl, dem Kunststoffeigenschaftsprofil, geben Tipps zum Werkzeugbau oder den Herstellern“, sagt Martin Althoff. „Kleinserien können wir hier im Labor auflegen – alles bis kurz vor der Serienproduktion.
Dann müssen die Start-ups damit in die Wirtschaft gehen.“ Workshops wie diese biete er an, damit sich die Gründungsinteressierten vorstellen können, was mit Spritzgießen alles möglich ist. „Sie können es hier ausprobieren und dann bei den Lohn-Spritzgießanbietern genauso einfordern“, sagt Althoff.
Eine Woche zuvor trafen sich Althoff und die Gründungsinteressierten bereits zu einem Theorie-Workshop im Digital Hub münsterLAND am Hafen in Münster, um das Spritzgießverfahren kennenzulernen. „Der Workshop unterstreicht die Bedeutung des FabLabs als Schnittstelle zwischen der FH Münster und dem Digital Hub münsterLAND als Fabrikationslabor für Gründungsinteressierte. Wir schaffen hierdurch ein Angebot, das Ressourcen in Münster bündelt und damit Gründer*innen, Start-ups und auch Unternehmen aus dem Umfeld des REACH Euregio Start-up Centers, des Digital Hub münsterLANDs und der Hochschule Zugang zu diesen Technologien ermöglicht“, erklärt Steffen Schwarz vom Digital Hub münsterLAND.
Er ist Senior Project Manager im FabLab und Expert Coach für Hardwareentwicklung im REACH Euregio Start-up Center. Mit dem Spritzgießverfahren können verschiedene Kunststoffprodukte hergestellt werden, indem in einer Maschine Kunststoffgranulat erhitzt und anschließend in eine Form eingespritzt wird. Althoff und Schwarz vom Digital Hub münsterLAND präsentierten den Teilnehmenden unter anderem einen Sensor für Turbinenanlagen, den Althoff im Labor für Kunststofftechnologie hergestellt hat – oder auch zum Beispiel Eierbecher oder einen Schulterstab für den Zugversuch.
Bild Um die Grundlagen des Spritzgießverfahrens ging es im ersten Workshop mit Steffen Schwarz vom Digital Hub münsterLAND (vor Kopf) und Martin Althoff von der FH Münster (2. v. r.). (Foto: FH Münster/Frederik Tebbe)
Quelle FH Münster