Sie löten, programmieren oder schweißen – eine Studie hat mehr über deutsche Hobby-Erfinderinnen und Erfinder herausgefunden.
Früher wurde viel in Garagen getüftelt, heute treffen sich Hobby-Erfinderinnen und Erfinder auch gerne in Makerspaces, weshalb sie auch Maker beziehungsweise Makerinnen genannt werden. Mehr als 300 solcher Makerspaces gibt es in Deutschland. Manchmal sind es einfache Räume von Vereinen, manchmal auch ganze Werkstätten, die an Hochschulen und Universitäten angesiedelt sind. Eine Studie der Universität Trier, der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und der Aarhus University hat zu Makerinnen und Makern geforscht. Das Ziel der Beteiligten Christian Brandstetter, Prof. Dr. Jörn Block, Prof. Dr. Michael Zaggl und Prof. Dr. Jeanine von Stehlik war es zu erfahren, ob und unter welchen Bedingungen sie sich eine Unternehmensgründung vorstellen können.
66 Prozent der befragten Makerinnen und Maker haben bereits eine Gründungsidee. Viele der über 300 Personen, die an der Studie teilgenommen haben, besitzen auch ein persönliches Netzwerk, das bei einer Unternehmensgründung hilfreich sein könnte. Dennoch zieht die Mehrheit eine Selbstständigkeit für sich in näherer Zukunft nicht in Betracht. Einer der Gründe dafür kann sein, dass sie keinen geeigneten Markt für ihre Erfindung sehen, sagt der Trierer Wirtschaftsprofessor Jörn Block. „Die Makerinnen und Maker haben außerdem einen hohen Anspruch an ihre Erfindungen. Sie soll perfekt sein, bevor sie auf den Markt darf. Außerdem wollen sie wirklich etwas bewegen und auch nicht nur ein banales technisches Problem lösen. Ihnen sind der gesellschaftliche Nutzen und die technische Herausforderung wichtig.“
Lieber allein als im Team
Viele der Maker und Makerinnen arbeiten lieber allein als im Team und verfügen über sehr gute Kenntnisse in den Bereichen IT und Ingenieurwissenschaft. Weniger Wissen ist in den Bereichen Finanzen, Marketing und Recht vorhanden. „Die Ergebnisse der Studie helfen unter anderem Hochschulen und Universitäten, die die Makerinnen und Maker bei einer möglichen Unternehmensgründung unterstützen wollen“, ordnet Block ein. Es zeigte sich, dass „grundlegende Motivationen und Voraussetzungen für eine Unternehmensgründung gegeben sind. So wurde beispielsweise Unabhängigkeit als eines der stärksten Motive genannt, um einer Maker-Tätigkeit zu folgen“, fügt Michael Zaggl hinzu.
Der typische Maker in der Studie ist männlich, Akademiker und zwischen 21 und 40 Jahre alt, was nicht überrascht, da etliche Makerspaces an Universitäten angesiedelt sind. Die Makerspaces sind beispielsweise mit 3D-Druckern/Scannern oder Lötgeräten ausgestattet, weiß Block.
Mehr als 14 Stunden pro Woche am Tüfteln
Allerdings gebe es auch einige Erfinderinnen und Erfinder, die gar nicht viel Equipment brauchen, weil sie zum Beispiel ein Computerspiel entwickeln. Sie kommen dann einfach zum Austausch mit Gleichgesinnten in den Makerspace. „Was für andere Menschen der Fußball-Verein oder der Bowling-Club ist, ist für die Maker die Community im Makerspace“, stellt Christian Brandstetter fest.
Die Hobby-Erfinder eint ihr großer zeitlicher Einsatz für ihre Projekte. Die meisten verbringen drei bis vier Stunden in der Woche mit ihnen. 15 Prozent der Befragten tüfteln sogar mehr als 14 Stunden. Fast die Hälfte hat schon vier oder mehr Produkte beziehungsweise Prototypen entwickelt. „Es wäre schön, wenn noch mehr Makerinnen und Maker den Mut finden würden, aus diesen Prototypen durch eine Unternehmensgründung für alle zugängliche Produkte zu machen“, sagt Jörn Block.
Abb. 1: Mehr als die Hälfte der befragten Makerinnen und Maker hätte eine Idee für eine Unternehmensgründung im Kopf.
Quelle Universität Trier – Kommunikation & Marketing