Noch vor einigen Jahren konnten Betriebe die qualifizierteste Person aus einer Masse von Bewerber:innen auswählen. Heute hat sich diese Situation in einigen Branchen komplett gewandelt: Der Arbeitsmarkt ist wie leergefegt. Um Talente anzuziehen und zu halten, müssen Unternehmen zunehmend auf ein aggressives Employer Branding, einem wichtigen Aspekt des Personalmarketings, und digitale Rekrutierungsstrategien setzen. Benefits spielen bei der Jobsuche eine entscheidende Rolle: Jungen Menschen sind flexible Arbeitszeiten und Homeoffice inzwischen wichtiger als das Gehalt – eine unausgeglichene Work-Life-Balance gilt als Kündigungsgrund.
Führungskräften, die aufgrund der aktuellen Krisen keine Gehaltserhöhungen bieten können, fehlen anderweitig attraktive Vorteile für Teammitglieder. Deswegen sind Zusatzleistungen für Angestellte besonders reizvoll und bieten über den materiellen Wert hinaus attraktive Vorteile.
Organisationen präsentieren sich durch ihre Kultur und Vorzüge für Teams als attraktive Arbeitgebende. Diese Vorteile sind nicht immer finanzielle Leistungen: Sie sollen die Produktivität der Beschäftigten fördern und somit die der Firma. Eine Studie zur Personalvermittlung im Jahr 2022 des BAP (Verbandsbereich Personalvermittlung) zeigt, dass flexible Arbeitszeiten zu den drei wichtigsten Jobauswahlfaktoren potenzieller Kandidatinnen und Kandidaten zählen. Eine gute Work-Life-Balance schafft intern ein positives Klima und steigert das Zugehörigkeitsgefühl. Vielen Unternehmen ist dies bewusst und sie passen das Angebot der Nachfrage an.
Laut einem Report zur mentalen Gesundheit von Mitarbeitenden wünschen sich 48 Prozent der befragten Personen flexible Arbeitszeiten. Vermehrt werden diese und Gleitzeitmodelle in Stellenanzeigen integriert. Folgen der Krise lassen Geschäftsführende laut einer aktuellen Umfrage der Karriere-Plattform LinkedIn dennoch umdenken: Drei Viertel der Befragten haben bei den Mitarbeiter-Benefits bereits Kürzungen vorgenommen oder beabsichtigen, entsprechende Pläne umzusetzen. Ebenso viele Führungskräfte befürchten dadurch negative Effekte wie Unzufriedenheit und mangelnde Motivation.
Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen, wie viel Aufklärungsbedarf in der Chef-Etage noch besteht. Mitarbeiter-Benefits sind heutzutage die Währung, um Talente zu binden. Besonders, da aktuell viele Branchen aufgrund der Inflation, des Krieges und der Energiekrise vor großen Herausforderungen stehen. Am eigenen Team zu sparen, wirkt sich negativ auf die Produktivität aus und sendet ein falsches Signal an Arbeitnehmer:innen.
Nur gesunde Mitarbeitende sind produktiv
Flexible Zeiteinteilung, Homeoffice und hybride Modelle haben weltweit die Work-Life-Balance verbessert und zählen zu den absoluten Spitzenreitern bei Stellenausschreibungen. Diese Maßnahmen kosten Firmen nichts – außer Vertrauen. Mitarbeiter-Benefits haben auch einen positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit. Diese ist inzwischen nicht nur generell, sondern auch in der Kariere ein ungemein wichtiges Thema.
Burnout und stressbedingte Fehltage sind die zweithäufigste Ursache für Krankschreibungen. Das Wohlbefinden der Arbeitnehmer:innen war für Unternehmen zu lange keine Priorität. Nun werden sie zum Handeln gezwungen, denn Jobsuchende in Deutschland legen immer größeren Wert auf entsprechende Angebote.
Um dem nachzukommen, bieten wir jedem Mitarbeitenden unter anderem eine kostenlose und unbegrenzte psychologische Therapie an. Auch ein jährliches Budget für Fortbildungen und berufliche Entwicklung ist auf dem heutigen Berufsmarkt nicht mehr wegzudenken. Zufriedene Menschen sind wesentlich produktiver und engagierter: Die Qualität des Kundenservice steigt und die Fehlerquote sinkt. Laut der WHO erzielt jeder in die Gesundheit der Mitarbeiter:innen investierte Euro einen Produktivitätsgewinn von vier Euro. In das mentale Wohlbefinden von Talenten zu investieren, hilft nicht nur dabei, die Arbeitgeberattraktivität zu steigern, sondern trägt langfristig auch zur Wettbewerbsfähigkeit bei.
Attraktiver Inflationsausgleich: Corporate Benefits
Es ist empfehlenswert, Mitarbeitenden die Möglichkeit anzubieten, die derzeit hohen Inflationsraten beispielsweise durch Sozialleistungen auszugleichen. Dabei handelt es sich nicht um finanzielle Zuschüsse. Arbeitnehmer:innen können aus mehreren Angeboten wählen, was am besten zu ihnen passt. Wir bieten unter anderem ein Sportangebot in Zusammenarbeit mit Urban Sports an, Essensgutscheine, sowie Zuschüsse für öffentliche Verkehrsmittel und Kinderbetreuung.
Viele dieser Vorteile sind von der Einkommenssteuer befreit und können so bei der Auszahlung des Gehalts flexibilisiert werden. Durch regelmäßige Umfragen zur Arbeitszufriedenheit haben wir festgestellt, dass diese Benefits sich nicht nur finanziell auswirken und einen Teil der Kosten abfedern, sondern auch die Wahrnehmung des Unternehmens verbessern. Dieses Engagement zahlt sich aus. In Deutschland haben wir dieses Jahr erneut die „Great Place To Work“ Zertifizierung erhalten. Diese basiert auf der Meinung der Mitarbeitenden über die Organisation. Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass sich Maßnahmen wie diese positiv auswirken: finanziell, aber auch auf das Wohlbefinden und das Engagement der Mitarbeitenden bei der Arbeit.
Wie Firmen Talente trotz Wirtschaftskrise kostengünstig halten
Autor
David Padilla ist Mitgründer und CEO von Kenjo. Die All-in-One Personalverwaltungssoftware hat sich auf die Digitalisierung des Personalbereichs von Unternehmen spezialisiert.
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