Dienstag, Dezember 24, 2024
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Wie wahrscheinlich ist eine Rezession wirklich?

Obwohl die US-Zentralbank (Fed) vor einigen Tagen den Leitzins um 50 Basispunkte gesenkt hat, bleibt die Rezessionsangst bestehen. Grund dafür sind vereinzelt enttäuschende Wirtschaftsdaten sowie eine sich vorsichtig eintrübende Wirtschaftsstimmung. Dies ist für die Unsicherheit bei vielen Menschen verantwortlich. Doch wie wahrscheinlich ist eine Rezession wirklich? Chefanalyst von The Investment Club, Marc Büttel, weiß die Antwort darauf. Er kennt die Märkte und gibt eine Einschätzung, ob wir uns wirklich auf eine Rezession einstellen sollten oder ob die Sorgen unbegründet sind.

Aktuelle Marktlage: Positive Signale trotz Abkühlung

Aktuell zeigt der US-Aktienmarkt trotz der allgemeinen Unsicherheit weiterhin positive Entwicklungen. Der S&P 500 ist im bisherigen Jahr um 20 % gestiegen, während der NASDAQ 100 ein Plus von 19 % verzeichnet​. Trotz der üblichen saisonalen Volatilität im September und Oktober, die durch Unsicherheiten im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen verstärkt wird, bleibt das Marktumfeld stabil.

Wesentliche Faktoren, die für eine Fortsetzung des Aufschwungs sprechen, sind:

Die Inflation ist weiter rückläufig und bereits von 9,1 % auf 2,6 % gefallen.
Die Federal Reserve (Fed) hat die Zinssätze gesenkt, was den Konsum und die Unternehmensausgaben unterstützt.
Das Wirtschaftswachstum kühlt sich ab, ohne jedoch bisher in eine Rezession abzugleiten – ein klassisches Soft Landing​.
Die Wirtschaftslage bleibt also trotz der Volatilität stabil, die durch Faktoren wie geopolitische Spannungen und Inflationssorgen ausgelöst wird. Es wird erwartet, dass sich die Inflation weiter beruhigt und die Unternehmen ihre robusten Gewinne auch bis Ende des Jahres fortsetzen können.

Soft Landing statt Rezession: Abkühlung in gesundem Rahmen

Die Fed hat im Jahr 2024 mit Zinssenkungen begonnen, nachdem sie in den letzten Jahren die Zinsen drastisch angehoben hatte, um die Inflation zu kontrollieren. Dies wird allgemein als Schritt hin zu einem Soft Landing angesehen. Historisch betrachtet unterstützt eine solche Zinssenkung den Konsum und die Unternehmensausgaben, da die Kreditkosten sinken. Die Fed bleibt zwar vorsichtig, aber hat einen soliden Rahmen geschaffen, der die US-Wirtschaft stabilisiert.

Was bedeutet ein Soft Landing?

Ein Soft Landing beschreibt eine Phase, in der das Wirtschaftswachstum verlangsamt wird, um Überhitzung und Inflation zu vermeiden, ohne jedoch in eine Rezession zu münden. Die aktuellen Maßnahmen der Fed sowie die stabilen Wirtschaftsdaten deuten darauf hin, dass dieses Szenario derzeit am wahrscheinlichsten ist. Insbesondere die Kombination aus sinkender Inflation und einer schrittweisen Normalisierung der Zinsen stärkt den Konsum und die Unternehmensgewinne.

Der Arbeitsmarkt: Stabil, aber vorsichtig

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der gegen eine Rezession spricht, ist die Stabilität des Arbeitsmarktes. Zwar gibt es Anzeichen einer Abkühlung – die Schaffung von 142.000 neuen Stellen im August lag unter den Erwartungen – doch die Arbeitslosenquote sank gleichzeitig von 4,3 % auf 4,2 %. Diese Zahlen verdeutlichen, dass es keine massiven Entlassungen gibt, sondern eher eine vorsichtige Haltung bei Neueinstellungen​.

Wichtige Erkenntnisse zum Arbeitsmarkt:

Die Arbeitslosenquote liegt deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt von 5,7 %.
Die Unternehmen stellen zwar langsamer neue Mitarbeiter ein, entlassen jedoch nicht in großem Umfang, was zeigt, dass der Arbeitsmarkt robust bleibt.
Trotz der leichten Verlangsamung bleibt der Arbeitsmarkt widerstandsfähig, was die Bedenken vor einer Rezession weiter mindert. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist in Schlüsselsektoren weiterhin stabil und die Unternehmen profitieren von den sinkenden Lohnstückkosten.

Risiken und Herausforderungen

Obwohl die Wahrscheinlichkeit einer Rezession gering ist, gibt es einige Risiken, die beobachtet werden sollten. Die wirtschaftliche Schwäche in China, die geopolitischen Spannungen und mögliche negative Auswirkungen auf die globalen Lieferketten könnten die Märkte belasten. Der Ölpreis ist auf ein Jahrestief von 68 USD pro Barrel gefallen, was auf eine Nachfrageschwäche hindeuten könnte​.

Fazit: Keine Rezessionsgefahr in Sicht

Die aktuellen Wirtschaftsdaten und Marktentwicklungen deuten darauf hin, dass eine Rezession in den kommenden Monaten unwahrscheinlich ist. Die Wirtschaft befindet sich in einem Soft Landing, in dem das Wachstum sich zwar verlangsamt, aber stabil bleibt. Die Federal Reserve hat durch die letzte Zinssenkung den Grundstein für eine sanfte wirtschaftliche Anpassung gelegt, die sowohl den Konsum als auch die Unternehmensinvestitionen unterstützt.

Der Arbeitsmarkt zeigt ebenfalls keine Anzeichen einer Krise, und die Inflation ist weitgehend unter Kontrolle. Auch wenn einige Risiken und Herausforderungen bestehen, wie etwa geopolitische Spannungen und mögliche Nachfrageschwächen, bleibt das wirtschaftliche Umfeld robust.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession gering ist. Die wirtschaftliche Abkühlung erfolgt in einem kontrollierten Rahmen, was darauf hindeutet, dass die Märkte in den kommenden Monaten weiter stabil bleiben dürften.

Bildcredits privat

Autor: Marc Büttel ist Chefanalyst von The Investment Club. Der Club hat über 1500 Mitglieder und beschäftigt sich mit der Total Return Investment Strategie, Vermögensschutz und Aufbau. https://theinvestmentclub.eu/

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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